Blattgold #48: Sagal Maj Čomafai – Fast nichts all inclusive
In dieser Folge von Blattgold spricht Okan Yilmaz mit Sagal Maj Čomafai über dessen Debütroman Fast nichts all inclusive (Die Brotsuppe, 2025), ein Text, der mit leiser Wucht Fragen von Integration, Zugehörigkeit und gesellschaftlichem Druck verhandelt. Die beiden sprechen über Konzepte der Liebe und Entfremdung, über gesellschaftskritische Töne und über das Gefühl permanenter Überforderung in einer Welt, in der einem formal alle Möglichkeiten offenstehen, man aber gerade aus einem Moment des Widerstands heraus nicht alles machen will. Sie sprechen über die feinen Symbiosen zwischen Musik und Literatur, über das Schweigen als Haltung und über den lakonischen Humor, der in den Kurztexten des Romans immer wieder als subversives Gegengewicht aufblitzt.
Diese Folge ist eine Aufnahme des Gesprächs im Rahmen der Zürcher Sofalesung.
Musik: Mr. Oizo - No Tony (feat. Phra)
Moderation und Schnitt: Okan Yilmaz
Foto: Jara Francalancia
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41:11
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Blattgold #47: Regina Dürig – Frauen und Steine
„Frauen und Steine“ (Droschl, März 2025) – Schon der Titel von Regina Dürigs neuem Erzählband bringt Bilder ins Rollen: Da denkt man an Stolpersteine, die im Weg liegen, an Trittsteine, die uns weiterbringen und dann den berühmten „Stein des Anstosses“. Aber was genau es mit diesen Steinen auf sich hat, das erschliesst sich erst beim Lesen – und so viel kann ich verraten: Es ist selten das, was man erwartet.
In Dürigs Erzählungen wird das Motiv des Steins ganz unterschiedlich und auf oft überraschende Weise durchgespielt: Da ist zum Beispiel die Geschichte der vergessenen Archäologin Alice Kober, die versucht den Stein von Rosetta zu entschlüsseln oder die einer Hobby-Bildhauerin, die plötzlich merkt, dass „all ihre Hohlräume sich in den letzten Jahren mit Unsicherheit angefüllt hatten, dass hauptsächlich Geröll in ihr drin war und Schutt.“
Mal poetisch, mal politisch, mal ganz sinnlich – Dürigs Texte lassen keinen Steinbild auf dem anderen.
Ich habe mit der Autorin im Aargauer Literaturhaus über ihren Band gesprochen und dabei trotz der zum Teil auch ziemlich schweren Themen sehr viel gelacht. Ein Gespräch über Sprachlust, über feministische Perspektiven und über die Kraft von Bildern. Drei Lesungen sind in dieser Folge zu hören:
„Fragmente“: 8:41 – 14:18
„Um den heissen Brei“: 24:55 – 38:45
„Katalog der Frauen“: 42:57 – 44:39
Diese Folge ist eine leicht gekürzte Aufnahme von Lesung und Gespräch. Eine Kooperation mit dem Aargauer Literaturhaus.
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Lana del Rey - West Coast
Soundtrack zum Buch: Butterland – "Steine"
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51:05
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Blattgold #46: Widerstand und Übermut. Schweizer Schriftstellerinnen der 1970er-Jahre
Kaum ein anderes Buch hat die feministische Bewegung der 1970er-Jahre so geprägt wie Verena Stefans „Häutungen“ (1975). Allein in den ersten drei Jahren verkaufte sich das Buch hunderttausendfach. Das gerade einmal 120 Seiten schmale, autofiktionale Büchlein beschreibt die Befreiung einer jungen Frau aus patriarchalen Strukturen und Geschlechterrollen hin zu feministischer Selbstbestimmung. Stefans Sprache ist aufgeladen mit Widerstand und Übermut. An einer Stelle heißt es:
„ich zerstöre vertraute zusammenhänge, ich stelle begriffe, mit denen nichts mehr geklärt werden kann, in frage oder sortiere sie aus.“
Die Radikalität von Stefans Text ist kein Einzelfall. Auch andere Schriftstellerinnen der 1970er-Jahre kämpften mit ihren Büchern für Sichtbarkeit und Veränderung. Genau darum ging es auch bei der Buchvernissage im Karl der Grosse, wo ich mit Valerie Meyer und Nadia Brügger über ihr Sachbuch „Widerstand und Übermut“, erschienen beim Verlag Hier + Jetzt, sprach.
Wir sprachen über die Frauenbewegung der 1970er-Jahre, über misogyne Literaturkritik, über die Gründung des ersten Frauenverlags – die Edition R + F –, über Brieffreundschaften und über den unverzichtbaren Wert von Freundschaft und Solidarität zwischen schreibenden Frauen zu einer Zeit, als weibliche Stimmen in der Literatur noch weitgehend überhört wurden.
Diese Folge ist eine leicht gekürzte Aufnahme von Lesung und Gespräch.
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Uzun İnce Bir Yoldayım – Engin
Foto: Anja Fonseka
Die diesjährige Zürcher Poetikdozentin heisst Monika Rinck. Monika Rinck ist vielleicht eine der angesehensten deutschsprachigen Lyrikerinnen unserer Zeit. Im November sprach sie an drei Abenden im Literaturhaus Zürich über das eigene poetische Schaffen. Unter dem Titel «Raumfragen» ging es dabei um poetische, digitale und städtische Räume.
In dieser Folge von Blattgold unterhält sich mein Kollege Anatol Heller mit Monika Rinck über ihren aktuellen Gedichtband «Höllenfahrt & Entenstaat» (Kookbooks 2024). Die beiden sprechen über ganz unterschiedliche Themen: von alten, ägyptischen Grabinschriften und den verkörperten Stimmen der Hieroglyphen über Höllenfahrten und den alltäglichen Wahnsinn des Autofahrens – bis zu gigantischen Enten, die das Ende der Welt ankündigen.
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Angela Winkler – Erinnerung an die Marie A.
Foto: Ute Rinck
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36:00
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36:00
Blattgold #44: Sophia Fritz – Toxische Weiblichkeit
In den letzten Jahren war der Begriff «Toxische Männlichkeit» in aller Munde. Toxisch männliches Verhalten zeigt sich in Beziehungen unter Männern, aber auch in der Beziehung zu Frauen, in Form von Mansplaining, Gaslighting oder männlichem Entitlement, also überall dort, wo Männer sich Frauen gegenüber überordnen. Seit ein paar Jahren kursiert nun auch der Begriff "Toxische Weiblichkeit" in den Medien. Doch was ist damit gemeint?
Sophia Fritz hat dies zum Anlass genommen, genauer über die Formen und Entstehung «toxischer Weiblichkeit» nachzudenken und danach zu fragen, welche destruktive Verhalten – gegenüber anderen, gegenüber sich selbst – sich Frauen angeeignet haben, um in dieser patriarchalischen Welt zu bestehen.
Diese Folge ist eine Kooperation mit dem Gaskessel Bern, wo am 16. Oktober 2024 das hier zu hörende Gespräch mit Sophia Fritz aufgezeichnet wurde.
Foto: Eno de Wit
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Tokyo Tea Room – Tell Me How
Willkommen zu 'Blattgold', dem Schweizer Buchpodcast der Universität Zürich. Einmal monatlich gibt es hier aktuelle Literaturkritik, Interviews mit Autorinnen und Autoren oder thematische Sendungen rund ums Thema Literatur. Moderation: Salomé Meier
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