Dünn und dösig, schleimig, geleckt und unehrlich: In weiten Teilen der Gesellschaft dürfte eine Beschreibung des deutschen Schlagers so oder so ähnlich ausfallen - speziell unter den Rockmusiksozialisierten des 20. Jahrhunderts. Die These, dass Schlagerfans nicht gerade mit den Cool-Kids abhängen, erscheint jedenfalls nicht sonderlich gewagt. Man hört den Schlager, aber nicht selten heimlich, und schon gar nicht in erhabenen Weinschwenkerkreisen - abqualifiziert als Musik der nicht ganz so Hellen und der grölenden Dorfjugend.
Das hat der deutsche Schlager nicht verdient. Er kann aufmüpfig sein, subversiv, visionär. Außerdem eignet er sich sehr gut als Fenster in die deutsche Kulturgeschichte. Der Autor Wolf Kampmann fasst es folgendermaßen zusammen: "Der deutsche Schlager ist nicht besser, als er ist. Er ist aber definitiv besser als sein Ruf."
Wir wollen sprechen: über den deutschen Schlager und über Kampmanns neues Buch "Zeig mir den Platz an der Sonne - Eine deutsche Chronik in Schlagern". Eine Stunde lang, garniert auch mit eher selten gehörten Liedern. Ohne Hossa, ohne Heidschi Bumbeidschi.
--------
57:00
New Adult Literatur als neue Popkultur
Wer sich auf den Buchmessen wie jetzt in Leipzig umschaut, der merkt schnell: New Adult Literatur wird immer mehr Platz eingeräumt. Die Romane, die Geschichten von jungen Erwachsenen erzählen, sind enorm beliebt. Der Grund dafür ist vor allem eine passionierte weibliche Fan-Gemeinde. Das Identifitkationspotenzial ist hoch. Denn im Genre New Adult werden verstärkt Stimmen junger Frauen und auch queerer Personen gehört. Insofern ist der New-Adult-Boom für die Literatur das, was Stars wie Taylor Swift und Billie Eilish für die Musik sind: eine neue weiblich(er) gelesene Popkultur.
Doch was zeichnet New Adult genau aus? Welche Erzählformen gibt es? Wie wichtig ist die Community? Und was haben Liebesromane mit Feminismus zu tun?
Moderatorin Birgit Reuther alias Biggy Pop spricht in der neuen Folge des Nachtclub Überpop mit zwei musikaffinen New Adult-Autorinnen aus Hamburg: Anabelle Stehl hat in den vergangenen vier Jahren elf Romane veröffentlicht und mit "Trusting Yourself" zudem ein Buch zum Thema Selbstachtung. Immer wieder greift sie auch soziale Themen in ihren Büchern auf. Thea Hong hat mit "Seoulicious" einen tollen Debütroman vorgelegt. Eine Selbstfindungsreise von Hamburg nach Seoul, in der es um koreanisches Essen und K-Pop geht, aber auch um Alltagsrassismus und das Gefühl, zwischen verschiedenen Identitäten hin- und hergerissen zu sein.
Mit Musik von Big Bang, Taylor Swift, BTS, The Protomen, Lennon Stella und Rina Sawayama.
--------
1:01:55
soziales Vinyl - Wie sich Menschen über Platten finden
Heute ein Doppelalbum. Auf der A-Seite: Besuch bei Jan Iso Jürgens. Er hat draußen in Buxtehude einen kleinen Plattenladen eröffnet, in dem es gar nicht unbedingt darum geht, viele Schallplatten zu verkaufen. Es ist eine gute Stube mit Kaffeetisch, umgeben von Vinyl. Ein unscheinbarer Abhängort, an dem sich Einheimische und Tagestouristen begegnen, Neugierige und Nerds.
Zweite Seite: The Sophisticated Vinyl Association in Hamburg. Ein Raum mit 25.000 Schallplatten, in der Mitte ein Teppich, darauf ein Sofa. Hier empfängt Gregor Samsa Musikliebhaberinnen und -liebhaber, die offen für neue Erfahrungen sind. Man nimmt sich ein paar Stunden Zeit, bekommt Platten vorgestellt, redet darüber: Empfehlungen und Austausch.
Nachtclub Überpop on the road. Zu Gast bei:
Isovinyl (Buxtehude, Niedersachsen)
The Sophisticated Vinyl Association (Hamburg)
--------
1:00:12
"Fiesta Antifa" - Der Kampf der Musiker*innen gegen rechts
Deutschland hat gewählt. Nach dem Ampel-Aus steht nun eine neue Regierungsbildung an. Nach diversen Terroranschlägen hat sich der Ton in der Migrationsdebatte deutlich verschärft. Die CDU erscheint manchen nach rechts gerückt zu sein und hat für einen Antrag auch Stimmen der AfD erhalten. Vielerorts in Europa - in Ungarn und Italien beispielsweise - sind konservative, rechtspopulistische oder gar postfaschistische Parteien an der Macht. In Österreich war der Rechtspopulist Herbert Kickl von der FPÖ als Sieger aus den jüngsten Nationalratswahlen hervorgegangen und zeitweise mit einer Regierungsbildung betraut, weil sich ÖVP, SPÖ und NEOS nicht auf eine Koalition einigen konnten.
Die österreichische Indie-Rockband Ja, Panik um Sänger, Gitarrist und Texter Andreas Spechtl erhebt seit Jahren ihre Stimme und symbolisch die Faust gegen rechts. Aus Anlass der jüngsten Ereignisse veröffentlicht die Gruppe nun wöchentlich neue Protestsongs unter dem Titel Fiesta Antifa. "Für alle, die sich alleine fühlen, für alle, die Angst haben", sagt Spechtl. Er ist einer der Gesprächsgäste in dieser Ausgabe von Nachtclub ÜberPop.
Genau wie die Hamburger Musikerin Catharina Boutari alias Puder, geboren in Österreich und als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter aufgewachsen im weltoffenen Köln. Sie gilt als "Göttin aus der Ideenmaschine" und engagiert sich ebenfalls gegen rechts - wie so viele andere Musikerinnen und Musiker. Der Sound des Widerstands am 28. Februar 2025 im Nachtclub ÜberPop mit Moderator Andreas Moll und seinen beiden Gästen ab 22:05 Uhr auf NDR Blue.
--------
58:54
Queerness im Pop
Einerseits scheint gerade eine neue Ära des queeren Pop zu erblühen - etwa mit Artists wie Chappell Roan und King Princess. Andererseits verschärft sich die Situation für queere Artists, unter anderem durch den Rechtsruck in der Politik. Inmitten dieser Gemengelage schaut der Nachtclub ÜberPop auf die queere Szene hierzulande. Wie ist die Stimmung bei Artists aus der LGBTQIA+-Community? Also bei Künstler*innen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intersexuell und asexuell sind und sich mit weiteren sexuellen und Geschlechtlichen Identitäten identifizieren, die nicht hetero- oder cisnormativen Vorstellungen entsprechen.
Wie definiert sich die hiesige Szene? Wie schlagen sich Ängste, Wut und Erschöpfung, Hoffnung, Sehnsüchte und Utopien in Songs nieder? Ist queerer Pop zugleich immer auch aktivistisch? Und welche Rolle spielen die Allies, also die Verbündeten und Unterstützer*innen der queeren Community? Über diese und weitere Fragen spricht Moderatorin Birgit Reuther alias Biggy Pop mit zwei Expert*innen: mit Finna, Musikerin, Produzentin und queerfeministische Aktivistin, sowie mit Andreas Seibert-Wussow, Redakteur und Autor beim Online-Magazin Musicspots und dort unter anderem zuständig für queere Popkultur. Mit Musik von Migati, THORD1S, Schrottgrenze, Lila Sovia, Mar.W und Qveen Herby.