Zu Beginn der 1970er Jahre war Afrika weitgehend entkolonisiert. Nur Portugal hielt noch an den sogenannten Übersee-Provinzen fest. Dazu zählte Angola in Südwestafrika. Der Leichtathlet José Adelino Barceló de Carvalho - der wegen seiner sportlichen Leistungen ungewöhnlich viel Reisefreiheit genoss - half in dieser Zeit dabei mit, die Unabhängigkeitsbewegungen im Ausland miteinander zu vernetzen. Er musste ins europäische Exil gehen und nahm dort sein erstes Album "Angola 72/74" in seiner Muttersprache Kimbundu auf - darunter auch den Song "Mona Ki Ngi Xica" über emotionale Entwurzelung. 1975 wurde Angola als Folge der portugiesischen Nelkenrevolution unabhängig, versank aber für mehrere Jahrzehnte im Bürgerkrieg.Diese Folge wurde in Ö1 am 10. 11. 2025 gesendet und ist Teil des kultur- und zeitgeschichtlichen Archivs von Ö1:Playlist und Literaturliste zum Podcast
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"London Calling" - The Clash (UK, 1979)
1978 erlebte Großbritannien einen ungewöhnlich kalten "Winter des Missvergnügens", dazu monatelange Streiks, eine Kernschmelze in einem US-amerikanischen Nuklearkraftwerk und die zweite Ölpreiskrise. Die britische Post-Punk-Band The Clash sah sich gezwungen, mit dem Song "London Calling" einen lauten, verzweifelten Notruf aus dem Herzen eines untergehenden Imperiums abzusetzen. Sänger Joe Strummer griff zu Galgenhumor, um sich und die Welt auf die konservative Gegenrevolution der 1980er Jahre einzustimmen. Denn mit der Wahl von Margaret Thatcher zur britischen Premierministerin waren Nachkriegskonsens und sozialer Ausgleich in sich zusammengebrochen. "London Calling" gilt heute trotz seines düsteren Inhalts als essentieller Protestsong.Diese Folge wurde in Ö1 am 11. 11. 2025 gesendet und ist Teil des kultur- und zeitgeschichtlichen Archivs von Ö1:Playlist und Literaturliste zum Podcast
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"Fast Car" - Tracy Chapman (USA, 1988)
Der Zufall wollte es, dass aus "Fast Car" ein weltweiter Hit wurde. Im Juni 1988 fand im Londoner Wembley Stadion ein Benefizkonzert anlässlich des 70. Geburtstags des inhaftierten Anti-Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela statt. Soul-Star Stevie Wonder hatte Technikprobleme, deshalb sollte die junge Sängerin Tracy Chapman ein weiteres Mal auf die Bühne, wo ihr an die 600 Millionen Menschen weltweit via Satellitenfernsehen zuhören konnten, wie sie über ein schnelles Auto sang und dabei einen nüchternen Blick auf das Versprechen sozialen Aufstiegs warf. Ein Cover des Songs "Fast Car" von Luke Combs wurde 2023 zum Hit. Bei den Grammy Awards 2024 sangen beide - die scheue schwarze queere Folk-Sängerin und der unprätentiöse Country-Sänger - "Fast Car" gemeinsam.Diese Folge wurde in Ö1 am 12. 11. 2025 gesendet und ist Teil des kultur- und zeitgeschichtlichen Archivs von Ö1:Playlist und Literaturliste zum Podcast
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"Kyarenga" - Bobi Wine (Uganda, 2018)
Uganda wird seit beinahe vierzig Jahren von Yoweri Museveni regiert. Der prominenteste Kämpfer gegen seine Politik ist der Reggae- und Dancehall-Musiker Bobi Wine. Der Musiker wurde 2017 zum Abgeordneten zum Parlament gewählt. Im Mai 2018 erschien Bobi Wines Single "Kyarenga". Das Liebeslied ließ sich sehr leicht als Allegorie auf die Zustände im Land verstehen. Bald schon gründete Bobi Wine eine politische Bewegung - People Power, alle Macht geht vom Volk aus - sowie eine Partei - die National Unity Platform. Der Musiker wurde mit Strafen und Gewalt eingeschüchtert. Trotzdem trat er gegen den Langzeitpräsidenten Museveni bei umstrittenen Wahlen an, wo er letztlich rund ein Drittel der Stimmen erhielt.Diese Folge wurde in Ö1 am 13. 11. 2025 gesendet und ist Teil des kultur- und zeitgeschichtlichen Archivs von Ö1:Playlist und Literaturliste zum Podcast
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"Non, Je Ne Regrette Rien" - Edith Piaf (Frankreich, 1960)
Die französische Sängerin Edith Piaf widmete ihren letzten großen Hit "Non, je ne regrette rien" der französischen Fremdenlegion, sie sang den Song auf einer Plattform des Eiffelturms anlässlich des Kinostarts eines Films über die Landung alliierter Truppen in der Normandie; und als französische Truppen 1962 aus Algerien in Marseille landeten, sangen sie ebenfalls dieses Chanson. Andererseits gilt "Non, je ne regrette rien" als Edith Piafs Schwanengesang. 1961 war sie bereits gezeichnet von schwerer Krankheit, als sie vor versammelter Prominenz bei einem Comeback-Konzert auftrat, nachdem sie ihr Leben lang für einfache Leute gesungen hatte.Diese Folge wurde in Ö1 am 6. 10. 2025 gesendet und ist Teil des kultur- und zeitgeschichtlichen Archivs von Ö1:Playlist und Literaturliste zum Podcast
Stefan Niederwieser und Co-Host Robert Stadlober beleuchten hundert ikonische Songs und ihr Eigenleben: ein Abschiedslied aus Chile wird zur Hymne von Protestbewegungen rund um den Globus; ein Protestlied wird zur Hymne von Sportfans; oder ein Lied übers Tanzen wird zu einer feministischen Hymne, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen. Expertinnen und Experten erzählen die Geschichte von Revolutionen, Riots und Reformen, von Unruhen und Umbrüchen, von Kämpfen, Krisen und Konflikten, vom Wandel, Wenden und Zeitenwenden. Weitere Infos: https://oe1.orf.at/100songs