"Gut, dass wir beim Bürgergeld Entscheidungen getroffen haben"
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die Reform des Bürgergelds
verteidigt. Das Mitgliederbegehren seiner Partei dagegen sei "genau das
falsche Signal", sagte der Vizekanzler und SPD-Chef im Gespräch
mit Roman Pletter und Tina Hildebrandt in Hamburg. Klingbeil betonte, es
gebe Fehlentwicklungen im Sozialstaat, die benannt werden müssten: "Das
heißt nicht, dass ich den Sozialstaat kaputtschlagen will. Aber wenn ich
die Debatte nicht führe, dann führen sie andere."
Außerdem fordert Klingbeil mehr Gerechtigkeit beim Erben. Als er nach
seiner Meinung zu einem Verbotsverfahren gegen die AfD gefragt wird,
sagt Klingbeil, er erwarte von den demokratischen Institutionen, "alles
zu tun und alles zu prüfen, um gegen Verfassungsfeinde vorzugehen".
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung aus der Reihe "Eine
Stunde ZEIT mit …", die am 10. November auf Kampnagel in Hamburg
stattfand. Das Gespräch ist hier als Videoaufzeichnung verfügbar.
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Für welche Werte müssen wir jetzt streiten?
Extremisten und Populisten gewinnen Wahlen, Demokratien stehen unter
Druck, gesellschaftlicher Zusammenhalt bröckelt. Was ist unsere Antwort
darauf? Gibt es in diesen so polarisierten wie bedrohlichen Zeiten
Werte, auf die wir uns einigen können? Die für das eigene Leben
Richtschnur sind – und die vielleicht auch dabei helfen könnten, das
Land wieder zu versöhnen?
Darüber diskutierte ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo mit der
Schriftstellerin Thea Dorn, der ZEIT-Autorin Nele Pollatschek und der
Historikerin Hedwig Richter bei der Langen Nacht der ZEIT. Das Gespräch
ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Für welche Werte müssen wir
jetzt streiten?", die am 28. Juni im Hauptgebäude der Universität
Hamburg stattfand.
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1:10:13
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"Dann ist unser Platz im Zweifel an der Seite Israels“
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) betont sein Verständnis für
den israelischen Angriff auf den Iran Mitte Juni und verweist auf die
besondere sicherheitspolitische Verantwortung Deutschlands gegenüber
Israel: "Sie haben uns gesagt, dass das aus ihrer Sicht notwendig ist –
und das müssen wir so akzeptieren“. Dem Staat Israel sei Deutschland aus
Sicht des Außenministers "in besonderer Weise verpflichtet“.
Wadephul kritisiert im Gespräch mit Roman Pletter und Anna Sauerbrey
zudem die Lage im Gazastreifen. Trotz der Verantwortung gegenüber den
Jüdinnen und Juden weltweit und in Deutschland habe man das Recht,
Politik zu kritisieren, die im Staat Israel von der jeweiligen Regierung
gemacht werde.
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung aus der Reihe "Eine
Stunde ZEIT mit …", die am 28. Juni im Rahmen der Langen Nacht der ZEIT
im Audimax der Universität Hamburg stattfand. Das Gespräch ist hier als
Videoaufzeichnung verfügbar.
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Angela Merkel: Die AfD bei 20 Prozent? "Das ist echt nicht mehr meine Verantwortung"
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneuert ihre Kritik an
den Anträgen zur Migrationspolitik von Friedrich Merz. Auch unter
schwierigen Bedingungen sollte es nicht dazu kommen, dass Mehrheiten mit
der AfD gebildet werden. Sie empfinde es nicht als richtig, "in einer
solchen Situation einfach zu schweigen" – und habe deswegen ihre Meinung
gesagt. Vorher informiert habe sie Merz darüber nicht. Merkel spricht
von einer Frage grundsätzlicher Bedeutung. Ansonsten mische sie sich
nicht in die Tagespolitik ein.
Von Kritik an ihrer Migrationspolitik fühle sie sich angesprochen, sagt
Merkel. "Von einer Bundeskanzlerin erwartet man, dass die irreguläre
Migration reduziert wird." Sie halte die Asyl- und Einwanderungspolitik
der vergangenen zehn Jahre – anders als Friedrich Merz – nicht für
"verfehlt" und verweist auf Grenzkontrollen zu Österreich und das
EU-Türkei-Abkommen. Man sei aber "noch nicht am Ende der Arbeit". Sie
frage sich auch, warum es so schwer sei, Ausreisepflichtige "zur
Ausreise zu bewegen" und warum zwei Drittel der Ausländerämter immer
noch nicht digitalisiert seien.
Den Aufstieg der AfD erklärt sich Merkel nach eigenen Angaben auch durch
den Streit zwischen CDU und CSU in der Migrationspolitik während ihrer
Kanzlerschaft. "Es ist nicht richtig gewesen, dass wir so viel
gestritten haben", sagt Merkel. Sie sagt aber auch: Als sie aus dem Amt
ausgeschieden sei, habe die AfD bei elf Prozent gelegen. Dass sie nun
bei mehr als 20 Prozent liege, sei "nicht mehr meine Verantwortung".
Am 26. November 2024 veröffentlichte Angela Merkel ihre Autobiografie
mit dem Titel "Freiheit", Verlag Kiepenheuer & Witsch, die sie zusammen
mit ihrer ehemaligen Büroleiterin Beate Baumann geschrieben hat. Zu
Kritik an ihrem Buch sagt sie: "Ich war halt langweilig." Das habe man
schon während ihrer Kanzlerschaft über sie gesagt. Dass sie ein
Enthüllungsbuch schreibe, in dem sie endlich mal "die Katze aus dem Sack
lasse", hätten vielleicht manche erwartet. Ihr sei es aber ein Anliegen
gewesen, zu beschreiben, wie Politik funktioniere, sagt Merkel.
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung aus der Reihe "Eine
Stunde ZEIT mit …", die am 5. Februar im Deutschen Schauspielhaus in
Hamburg stattfand. Das Gespräch ist auch
als Videoaufzeichnung verfügbar, und man kann es als Wortlaut-Interview
auf ZEIT ONLINE lesen.
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1:29:29
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„Diese Demokratie muss jeden Tag erkämpft, bestätigt und verteidigt werden“
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rechtfertigt die deutschen
Waffenlieferungen in die Ukraine. „Ich bin auch kriegsmüde“ sagt er. Es
sei hässlich, mit Waffen umzugehen, „aber es ist notwendig, um unsere
Freiheit und unsere Sicherheit zu schützen“. Pistorius spricht auch über
den Zustand der Bundeswehr. Sein Ziel sei es, Personal in der Bundeswehr
zu halten und neues anzuwerben. Vor einigen Wochen hatte er gefordert,
einen verpflichtenden Fragebogen für junge Männer einzuführen, der die
Bereitschaft und Fähigkeit zum Dienst in der Bundeswehr erfassen soll.
„Ja ich brauche mehr Geld“, sagt er auf Nachfrage. Ein Grund sei unter
anderem, dass die Herstellung von Panzern und U-Booten Jahre dauere und
die Industrie daher finanzielle Planungssicherheit brauche.
Solch schwere Waffen würden „nicht irgendwo im Regal stehen und auf
Knopfdruck bestellt werden können“.
Auf die Frage, wer anstelle von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat infrage
käme, sagt Pistorius: „Der Glaube, nur durch das Austauschen einer
einzigen Person in der gleichen Konstellation" würde ein großer Wechsel
kommen, sei falsch. So einer Erwartungshaltung könne niemand allein
gerecht werden, Politik sei eine Frage des Teamplay.
Er hoffe, dass die leisen Stimmen, die in der Mehrheit seien, den
lauten, demokratiefeindlichen Stimmen etwas entgegensetzen würden.
Pistorius sagte: "Unsere Demokratie muss jeden Tag erkämpft, bestätigt
und verteidigt werden.“
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Online-Live-Veranstaltung aus der
Reihe "Eine Stunde ZEIT", die am 19. September 2024 vor Publikum in
Hamburg stattfand und auch als Videoaufzeichnung verfügbar ist.
Bernie Sanders, Sheryl Sandberg, Paul Auster oder Frank-Walter Steinmeier: Sie alle waren schon auf den Bühnen der ZEIT zu Gast. Redakteurinnen und Redakteure sprechen regelmäßig vor Publikum mit Spitzenpolitikern und Wirtschaftsentscheidern, Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Sport und Gesellschaft. Die spannendsten Gespräche gibt es ab sofort als Podcast ZEIT BÜHNE. Durch die Folgen führt Roman Pletter, Leiter des Wirtschaftsressorts der ZEIT.
Der Podcast wird produziert von Pool Artists.
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