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Martin Burckhardt
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  • Im Gespräch mit ... Burkhard Hofmann
    Dass sich ein Psychotherapeut nicht mit den Befindlichkeitsstörungen seiner Landsleute herumschlagen muss, sondern, wie ein Anthropologe, sich um das Seelenleben eines fremden Kulturkreises kümmert, ist eine Seltenheit ersten Ranges – allen Ermahnungen zum Trotz, die sich um das Modewort des Eurozentrismus ranken. In diesem Sinn ist der Hamburger Psychotherapeut Burkhard Hofmann eine absolute Ausnahme, ist er doch der Einladung einer Bahreiner Patientin gefolgt – und hat daselbst, aber auch in einigen anderen Staaten am Persischen Golf eine Reihe von Patienten behandelt. Die Intimität dieses Vorgangs wiederum hat ihm nicht nur Einsicht in das Seelenleben seiner Patienten geschenkt, sondern darüberhinaus den Blick für die kulturellen Besonderheiten geöffnet. Dass hier der Psychotherapeut, seiner Hilfe ungeachtet, die Rolle eines Außenseiters einnimmt, ja gelegentlich selbst in die Position eines Helfershelfer des Scheitan, also des Satans, gerückt wird, bezeugt, in welchem Maße hier noch immer eine kulturelle Kluft waltet – und dass die Psychotherapie keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist, geschweige denn, wie der Ödipus-Komplex, als besserer Partywitz gilt. Dies wiederum macht ein Gespräch mit Burkhard Hofmann nur umso aufregender und erkenntnisfördernder.Burkhard Hofmann, der als als Facharzt für Psychotherapeutische Medizin in eigener Praxis in Hamburg wirkt, ist mit seinem Buch Und Gott schuf die Angst. Ein Psychogramm der arabischen Seele einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Neben seiner therapeutischen Arbeit hat er u.a. auch für Psychologie heute geschrieben.Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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    52:47
  • Im Gespräch mit ... Gunter Dueck
    Will man mit jemandem über den Einstieg in das digitale Zeitalter sprechen, so ist Gunter Dueck einer der kundigsten wie unterhaltsamsten Gesprächspartner. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass man hier jemandem gegenübersitzt, der im Rahmen eines Weltkonzerns – der IBM - die Rolle eines Distinguished Engineers, eines Chief Technology Officers und schließlich eines Master Inventors innehatte. Mögen all diese Titel ehrfurchtheischend anmuten, so war das Gespräch mit ihm von einer ungewohnten Leichtigkeit – was mit der omnisophischen Ausrichtung seines Lebens zu tun haben mag. War dem jungen Mann, der auf einem Bauernhof in Groß-Himstedt aufwuchs (einer Gemeinde, die 548 Einwohner hat und 5 Straßen zählt), der Beruf des Schriftstellers verwehrt, so wurde er, dahingehend begabt, zum Professor der Mathematik und ging, in Ermangelung eines entsprechenden Universitätspostens, an das Wissenschaftliche Zentrum der IBM in Heidelberg. Arbeitete er daselbst an der technologischen Ausrichtung der IBM, an Strategiefragen und der Problematik, wie sich ein kultureller Wandel einstellen kann, so führte ihm dies den tiefen Konflikt zwischen der Welt der Zahlen und der Kretativität vor Augen. Folglich konzentrierte sich Wild Duck, wie ihn einer der amerikanischen IBM-Bosse nannte, zunehmend aufs Schreiben und darauf, seine an der Philosophie gewonnenen Einsichten in eine fassliche Sprache zu übertragen – eine Tätigkeit, die sich in einer Unzahl von Büchern und Vorträgen niedergeschlagen hat. Und weil er sich dabei nicht scheut, auch unbequemste Wahrheiten auszusprechen, hat Dueck die Stupidologie eines Carlo Cipolla auf höchste Ebenen hinaufkatapultieren können. Hat mich hier eine Abstraktionshöhe erreicht, bei der die Buzzwords des Geschäftswelt dahinschmelzen wie das Eis in der Sonne, treten andererseits die blinden Flecke unserer Gegenwart umso deutlicher hervor. In jedem Fall versteht man, warum selbst das Arcanum der Computerwelt sich so bitter irren konnte, was die Entstehung der Cloud anbelangt – und warum wir uns auf eine Zukunft der autonomen Automobilität einstellen sollten.Seit seinem Abschied von der IBM lebt Gunter Dueck als Schriftsteller und weithin bekannter Keynote-Speaker. Hier seine persönliche Website.Von Gunter Dueck sind (u.a.) erschienen:Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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    1:48:17
  • Im Gespräch mit ... Sama Maani
    Schlägt man die Zeitung auf, drängt sich der Eindruck auf, dass die Zeiten durchaus einen Psychoanalytiker gebrauchen könnten, mehr noch: einen Denker, der sich den kognitiven Dissonanzen der Gegenwart gewachsen zeigt. Sama Maani, der lange Zeit als Psychiater und Psychoanalytiker in Wien gearbeitet hat, gehört zweifellos zu jener Gattung – umsomehr, als hier der Blick des Literaten hinzukommt, der sich den Absonderlichkeiten der Gegenwart mit ebenso großer Neugierde wie Furchtlosigkeit zu stellen vermag. Maanis Blick auf die Welt hat insofern etwas Erhellendes, als sich hier unterschiedlichste Welten vermischen: Hat man es einerseits mit einer klassischen, österreichischen Prägung zu tun, kommt hinzu, dass Maanai als Bahai einer religiösen Minderheit angehörte, welcher im Iran des Ayatollah Khomeini die Verfolgung drohte. Hat dies zu einem hochdifferenzierten Blick auf die religiösen Versuchungen beigetragen, kam erschwerend hinzu, dass sich ein Bruder des Vaters in Indonesien den Ruf eines Messias erarbeitet hatte – was bei den eigenen Glaubensgenossen wenig Anklang fand. Mögen diese biografischen Prägungen irgendwann eine Bürde dargestellt haben, stellen sie einen Selbstschutz gegen die identitätspolitischen Verirrungen der Gegenwart dar. Folglich konnte Maani, der zeitweilig auch eine Kolumne im österreichischen Standard unterhielt, mit Essaybänden aufwarten, die provozierende Titel wie „Respektverweigerung“ trugen und dies im Untertitel mit der Aufforderung unterlegten: »Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht«. Das Schönste an unserer Unterhaltung jedoch war, dass sie von einer von einer großen Heiterkeit und Leichtigkeit geprägt war, weswegen das Gespräch ganz mühelos von Freuds Regressionsbegriff zu Musils Schreibblockaden und den komplizierten Problemen der Massenpsychologie übergehen konnte.Sama Maani studierte Medizin in Wien und Philosophie in Zürich. Nach einer Tätigkeit als Psychiater ließ er sich als Psychoanalytiker in Wien nieder – aber wandte sich, der Leidenschaft folgend, zunehmend der Literatur zu.Von Sama Maani sind u.a. erschienen:Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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    1:56:31
  • Im Gespräch mit ... Aldo Haesler
    Mag die klassische Ökonomie schnell zur Tagesordnung übergegangen sein, lässt sich das in den frühen 70er Jahren aufgekündigte Bretton Woods-Abkommen als Wendepunkt in der Geschichte des Kapitalismus begreifen. Seither nämlich ist das Kapital nicht mehr in den Kapitalen zuhause, sondern ist zum Spekulationsobjekt gesichtsloser Finanzmärkte geworden, zudem hat es sich von der Golddeckung gelöst und ist ins free floating eingetreten. Mag diese Revolution unterdessen der Vergessenheit anheimgefallen sein, hat sie in Aldo Haesler doch einen Chronisten gefunden, der den Übertritt in die Postmaterialität, in die Welt des Plastikgeldes, als eine tiefe Krise des Kapitalismus begreift, ja, als Eintritt in einen Gesellschaftszustand, den er, in der Abgrenzung zur Postmoderne, als irreflexive Moderne bezeichnet. Wenn damit ein Gesellschaftszustand gemeint ist, in dem sich Ponzischemen und clickblait-Verheißungen ausbreiten, kehren hier darüberhinaus Gespenster zurück, die zu entziffern es einen weiterem Blickes bedarf, als die klassische Ökonomie ihn zu liefern vermag. Das Gespräch mit Aldo Haesler, der sich wunderbarerweise selbst als Mäanderthaler bezeichnet, war insofern eine große Wanderung, als das Ende von Bretton Woods immer auch Anlass war, tief und tiefer in die fundamentalen Fragen des Geldes hinabzusteigen. War dies eine Frage, die bereits den Vierjährigen so sehr beschäftigt hatte, dass er, um sich in den Besitz einer Spielzeugindianer-Armada zu bringen, einen erfolgreichen Gurkenhandel aufgebaut (und sich dabei, en passant, mit der Arithmetik vertraut gemacht) hatte, so wurde eine Thematik daraus, die ihn ein ganzes Leben beschäftigen sollte. So wandte sich der Student der Wirtschaftswissenschaften, der zunächst an der St. Gallener Universität Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, der Philosophie und der Anthropologie zu – und promovierte unter Aufsicht von Jean Baudrillard und Alfred Sohn-Rethel, einem der großen Unbekannten der Frankfurter Schule. Ziel war auch hier, jenem großen Geldrätsel auf die Spur zu kommen, das von der klassischen Ökonomie, der Soziologie, aber auch von den Humaniora niemals in seiner ganzen Gänze in den Blick genommen worden ist. Und genau das in den Angriff zu nehmen, war ein großes Vergnügen für mich, umsomehr, als mich die Problematik von Bretton Woods vor langer Zeit schon umgetrieben hat.Nach Lehrtätigkeit in St. Gallen, Montréal und Lausanne wirkte Aldo Haesler von 2001 bis zu seiner Emeritierung als Professor der Soziologie an der Universität Caen.Von Aldo Haesler sind erschienen:Themenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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    2:05:55
  • Im Gespräch mit ... Juan Gruben
    Wie rutscht ein komplexes, gesellschaftliches System in eine Abwärtsbewegung hinein? Die befremdliche Antwort ist vielleicht, dass die Bewohner selbst, wie die verarmenden Adligen des 19. Jahrhunderts, kein wirkliches Krisenbewusstsein entwickeln, sondern über lange Zeit ein sentimental geschöntes, zunehmend haltloses Selbstbild aufrechterhalten. Schon aus diesem Grund ist der Blick eines Außenseiters interessant, umsomehr, wenn dieser, wie Juan Gruben, an leitender Stelle, gleich mehrere Staatsbankrotte hat begleiten und beobachten können.Als der junge Deutsch-Argentinier Juan Gruben, 1954 in Buenos Aires geboren, im Jahr 1980 als Trainee nach Deutschland kam, verliebte er sich sogleich in dieses Land. Denn auf rätselhafte Weise schien im Wirtschaftswunderland alles perfekt zu funktionieren. Nicht bloß, dass die Züge auf die Minute pünktlich ankamen und wieder abfuhren, zudem konnte er Dinge gewärtigen, die ihm aus seinem von Inflation und Militärdiktatur geplagten Heimatland Argentinien gänzlich unbekannt waren: Rentner, die anstatt in die Armut und die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit zu gleiten, ihr Leben genossen, zudem eine Nachbarschaftlichkeit, die dem zuvor nur reklamierten Begriff der gesellschaftlichen Solidarität eine Lebenswirklichkeit zuführte. Das Überraschendste aber war, dass es in dieser saturierten Gesellschaft etwas gab, was als höher noch galt als der Reichtum: nämlich der Geist, jene Reputation, die jenen Schichten entspringt, die man gemeinhin bildungsbürgerlich nennt - und all dies war Grund, Deutschland zur Wahlheimat zu machen. Freilich musste der junge Mann, der für die Dresdner Bank eine steile Bankkarriere hinlegte, der zunächst die Lissaboner Repräsentanz übernahm, dann zum Senior Country Manager in Buenos Aires aufstieg, erleben, dass mit jedem Heimaturlaub sein schönes Deutschlandbild eine weitere Beschädigung aufwies – und dass dies nicht zuletzt mit dem Aufstieg des neoliberalen Denkens zusammenhing. Zwar wurde man in den Bankenkreisen nicht müde, von Humankapital und Personalmanagement zu sprechen, gleichwohl schien es, als ob auch die Mitarbeiter nichts weiter waren als Zahlen, Passiva, die man idealiter freisetzen oder durch billigere Arbeitskräfte ersetzen konnte. Hatte man in den Anfangszeiten der Digitalisierung nur die Salden der Konten, mit Codes versehen, an ein Rechenzentrum geschickt, wurde im Verlaufe der Zeit das ganze Geschäftsmodell der Bank ausgelagert – begnügten sich die Banken damit, ihren Kunden jene Papiere und Fondsanteile zu verkaufen, die von Rating Agenturen mit einem Triple-A versehen worden waren. Mochte dies ein Spiel für risikoadverse Lemminge sein, konnte Juan Gruben gleich zweimal in Südamerika erleben, was passiert, wenn ganze Volkswirtschaften in einen Bankrott hineinschlittern. Zum Zeugen eines solchen Desasters zu werden, bei dem Geld-Volatilität und Gesellschaftschaos einander die Hand reichen, wo vor allem Kurzsichtigkeit, Sozialdarwinismus und Korruption reüssieren, ist eine Erfahrung, die nur wenigen Menschen zuteil wird – und aus diesem Grunde war der gemeinsame Rückblick darauf, wie sich im letzten halben Jahrhundert das Bankenwesen, aber auch das Modell Deutschland einer schleichenden Zerrüttung hat anheimfallen können, eine höchst anregende Unterhaltung, eine Unterhaltung, an deren Ende sich die sonderbare Einsicht einstellt, dass Argentinien nun überall ist. Dass nun auch die Bewohner seiner Wahlheimat von den Gespenstern des Zerfalls, Deindustrialisierung, Inflation, politischer Destabilisierung, heimgesucht sind, ist dem bekennenden Helmut Schmidt-Fan ein Gräuel. Und da sich die Sozialdemokratie von ihren eigenen Werten entfernt hat, hat der alte Sozialdemokrat seine Mutterpartei verlassen und engagiert sich nun in in seinem Heimatkreis Pinneberg in der Kommunalpolitik.Als weiterführende Lektüre empfohlenThemenverwandt Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
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    1:53:25

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Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten. martinburckhardt.substack.com
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