Feiern als gäbe es kein Morgen? Nachhaltigkeit und das Oktoberfest
Das Oktoberfest ist ein Fest der Superlative: fast sieben Millionen Besucher*innen, sieben Millionen ausgeschenkte Maß Bier, Tonnen an verzehrten Brathendln – und damit auch Haufen an Müll und ein enorm hoher Energieverbrauch. Doch 16 Tage Feiern und Spaß sind kein Freifahrtschein, um alle guten Vorsätze in Sachen Nachhaltigkeit über Bord zu werfen. Wie nachhaltig könnte das größte Volksfest der Welt eigentlich sein und werden? Und wo sind die Stellschrauben?
Dr. Nana Koschnick, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Stadtkultur des Münchner Stadtmuseums, bringt das Thema auf den Punkt: Das Oktoberfest ist wie ein Brennglas für die Stadt, denn hier werden gesellschaftliche Entwicklungen besonders sichtbar. Sie zeigt, wie sich die Wiesn in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. Während Besucher*innen im 19. Jahrhundert eigene Bierkrüge dabei hatten, stehen wir heute vor Bergen von Glasbruch und der Frage: Wie kann die Wiesn bis 2028 klimaneutral werden?
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Grüße vom Oktoberfest! Von der Postkarte zum Social Media-Post
Jedes Jahr im Spätsommer ist das Oktoberfest in aller Munde und flutet sämtliche Social Media-Feeds. Dabei war nur, wer auch dazu postet. Kann es sein, dass das auch um 1900 schon galt, als es zwar noch keine Posts gab, dafür aber – ganz klassisch – Post?
Dr. Marius Wittke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Münchner Stadtmuseums, gibt einen Einblick in die Zeit, als die Post- und Grußkarte ein simples, günstiges und vor allem schnelles Mittel der Kommunikation war. Denn in ihrer Blütezeit wurde die Post in München täglich bis zu neun Mal zugestellt! Wie hat sich das Oktoberfest das neue Massenmedium zu Nutze gemacht, welche Motive erfreuten sich der größten Beliebtheit und wie groß ist der Unterschied zur heutigen Zeit wirklich? Im Gespräch mit der Humangeografin Dr. Elisabeth Sommerlad geht es um die mediale Inszenierung der Wiesn, sei es durch die Jahrmarktsfotografie um 1900 oder den heutigen "Instagram Gaze". Und formt Social Media, wie wir das Oktoberfest wahrnehmen und feiern?
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Erstaunlich! Innovation und Tradition auf dem Oktoberfest
Um die neusten Wunder der Technik zu bestaunen und sich weiterzubilden in Themen wie Anatomie, Geografie und Biologie geht man … aufs Oktoberfest? Was uns heute absurd vorkommt, war früher Realität. Die Wiesn hat über die Jahrhunderte viele ihrer Attraktionen bewahrt, aber einige davon sind in Vergessenheit geraten.
Dr. Kathrin Schönegg, Leitung der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums, erklärt, welche Funktion Jahrmärkte früher hatten: In einer Zeit, in denen Bildung, Reisen und neue Technik einer reichen Oberschicht vorbehalten waren, waren Jahrmärkte wie das Oktoberfest ein wichtiges Informationsmedium für die breite Masse. Die Präsentation war sogar so aktuell, dass Nutzen oder Gefahren bestimmter Erfindungen noch gar nicht bekannt waren. Weshalb das Konzept der Tradition mittlerweile die größere Rolle spielt und ob wir es hier nicht vielleicht auch mit einer Erfindung zu tun haben, beantwortet Literaturwissenschaftler Dr. Philip Reich von der Universität Heidelberg.
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Wer feiert mit? Die Welt zu Gast auf dem Oktoberfest
"Auf eine friedliche Wiesn!" – das sind jedes Jahr die Worte des Münchner Oberbürgermeisters, wenn er das Oktoberfest durch das Anstechen des ersten Bierfasses eröffnet. Jeden Herbst strömen Millionen Menschen aus der ganzen Welt auf die Festwiese in München. Aber wie weltoffen kann ein Fest, das sich Tradition auf die Fahnen schreibt, wirklich sein – und gibt es auch Schattenseiten?
Dr. Simon Goeke, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sammlung Stadtkultur des Münchner Stadtmuseums, gibt Einblick in die Entstehungszeit des Oktoberfests, in der viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen geeint werden sollten. Schafft aber die Identifizierung mit einer Gruppe automatisch auch "das Andere"? Wir blicken zurück in eine Zeit, in der das „Andere“ auf dem Oktoberfest präsentiert wurde – und die auch noch gar nicht so lange vergangen ist, wie man glauben könnte. Kulturwissenschaftlerin Dr. Simone Egger erklärt, weshalb das Oktoberfest und bayerische Tradition auch international so anschlussfähig sind.
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Witzig! Spaß, Humor und der kontrollierte Kontrollverlust auf dem Oktoberfest
Ob Geisterbahn fahren, Zuckerwatte essen oder im Bierzelt tanzen – die Wiesn soll vor allen Dingen Spaß machen. Das war früher so und ist es auch heute noch. Aber was bringt uns eigentlich zum Lachen – und ist das für alle das Gleiche?
Zusammen mit Mascha Erbelding, Leitung der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei, tauchen wir ein in die faszinierende Welt der historischen Wiesn-Attraktionen – vom legendären Schichtl-Zaubertheater über das rasante Teufelsrad bis hin zu originellen Scherzfotografien, die schon im 19. Jahrhundert für Lacher sorgten. Die Folge beleuchtet, wie sich Attraktionen und Unterhaltung in der langen Geschichte des Oktoberfestes verändert haben – aber auch, welche Traditionen bis heute geblieben sind.
Dabei kommt die Frage auf: Was ist witzig und wo hört der Spaß auf? Prof. Dr. Uwe Wirth erklärt, wie Humor funktioniert und warum auf der Wiesn andere Regeln gelten als im Alltag.
Staffel 2:
Tradition oder Mythos? In unserer neuen Staffel "Zeitschleifen. Wiesn rewind" tauchen wir mit euch ein in über 200 Jahre Oktoberfestgeschichte – mit zahlreichen Überraschungen, Wendungen und unbekannten Geschichten.
Seit über 200 Jahren feiert München im Spätsommer das größte Volksfest der Welt: die Wiesn. Mit Millionen Besucher*innen, Tracht, Bier, Brathendl – und dem Gefühl, Teil einer bayerischen Tradition zu sein. Aber Moment mal: War das Oktoberfest wirklich schon immer so, wie wir es heute kennen? Oder steckt hinter der angeblich uralten Tradition ein ganz anderer Anfang?
Die Antworten findet ihr in der neuen Staffel von "Zeitschleifen. Wiesn rewind", dem Podcast des Münchner Stadtmuseums.
Staffel 1:
Die Inflation treibt die Preise durch die Decke, auf den Straßen marschieren wieder Nazis, Frauen müssen um ihre Rechte kämpfen, Menschen sind erschöpft und voller Sorge, dass Maschinen ihre Arbeitsplätze wegnehmen, parallele Krisen verlangen uns alles ab. Gab es das nicht alles schon mal? Der Autor Mark Twain soll einmal gesagt haben, "Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich". Während sich also Orte, Menschen und Details ändern, würde doch immer wieder Ähnliches passieren. Was lässt sich lernen von Menschen, die zu anderen Zeiten an ähnlichen Punkten standen?
Darum geht es in der ersten Staffel von "Zeitschleifen", dem Podcast des Münchner Stadtmuseums. Relevant, relatable und mit erstaunlichen Parallelen – in sechs Folgen bekommt ihr kompaktes Wissen und eine historische Einordnung zu Themen, die uns als Gesellschaft gerade (wieder) bewegen.