Z00240 Jenseits von richtig und falsch liegt ein Feld - dort werde ich dich treffen. (Sesshin 06.06.2025)
In Koan 10 des Mumonkan, erkundigt sich ein Mönch, wie es sein kann, dass Daitsû-Chishô-Buddha zehn Kalpas lang meditierte, ohne ein Buddha zu werden. Der Meister antwortet: »Weil er kein Buddha wurde.« Die Antwort auf die Frage des Mönchs liegt bereits im Schweigen des Daitsû-Chishô-Buddha. Damit manifestierte er ein Feld jenseits von richtig und falsch, in dem keine Gleichgültigkeit, sondern anteilnehmende Gelassenheit herrscht. Christoph Rei Ho Hatlapa erläutert in diesem Teisho, dass der Name »Daitsû-Chishô-Buddha« »alles durchdringend« bedeutet. Daitsû-Chishô-Buddha hat demnach das gesamte Universum zehn Kalpas lang durchdrungen - innerlich wie äußerlich. Dabei gibt es nichts, was er nicht zur Kenntnis genommen hat. Weder die Gesetze des großen Lebens noch die Gesetzmäßigkeiten von Shunyata, dem großen Potenzialzustand des Universums, sind ihm fremd geblieben. Daitsû-Chishô-Buddha ist ein Repräsentant des fünften Standes, in dem die Verhältnisse von Sho, dem absoluten leeren Aspekt des Universums, und Hen, dem Formaspekt der Soheit, zusammengebracht werden. Er ist in der Verbindung beider angelangt und weder dem Sein noch dem Nicht-Sein verfallen. Laut Rinzai wurde Daitsû-Chishô-Buddha kein Buddha, da er es von seinem Ursprung her bereits ist. Und auch wir können Daitsû-Chishô-Buddha sein und alle konzeptionellen Antworten beiseitelassen.
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Z00239 Der klarsichtige Mensch kennt keine Grenzen. (Sesshin im Kô Getsu An 26.04.2025)
In Zeiten politischer, ökologischer und gesellschaftlicher Krisen ist uns oft die größte Not nicht bewusst. Nämlich die Entfremdung von der Natur. Anstatt sie als Spiegel unserer selbst und als lebendigen Mitgestalter unseres Daseins zu sehen, betrachten wir sie nur noch als nutzbares Objekt. Die Folgen dieses Denkens – vom Klimawandel bis zum massenhaften Artensterben – lassen uns seltsam unberührt, weil wir den emotionalen und spirituellen Bezug zur Umwelt verloren haben. Technische Lösungen greifen zu kurz, solange wir die Natur nicht wieder spüren, achten und als Teil unseres eigenen Lebens begreifen. Christoph Rei Ho Hatlapa lädt uns in diesem Teisho dazu ein und nimmt Bezug auf Koan 87 des Hekiganroku. Dort heißt es in der Einleitung über den klarsichtigen Menschen: Mal steht er auf dem Gipfel des Berges, umgeben von dichtem Unkraut. Ein anderes Mal befindet er sich im geschäftigen Treiben des Marktplatzes und erfreut sich eines vollkommenen Geisteszustands. Wenn er eine transzendente Handlung vollbringt, können ihm selbst Buddhas nicht folgen und werden Tausende von Meilen zurückgetrieben. Ummon sagt zu seinen Schülern im Koan: Medizin und Krankheit heilen sich gegenseitig. Die ganze Erde ist Medizin. Wo findest du dich selbst?
Dieses Teisho wurde im Kô Getsu An (https://zen-bonn.de) gehalten.
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Z00238 Wer alle Ängste durchschauen kann, wird immer in Sicherheit sein. (Sesshin 08.03.2025)
Der Mönch in Koan 29 des Hekiganroku befürchtet jedoch, dass selbst ES vergehen könnte, wenn der Kosmos im Kalpafeuer untergeht. Daher befragt er Zen-Meister Daizui, der ihm jedoch bestätigt, dass ES mit dem anderen untergehen wird. So wie dem verzweifelten Mönch ergeht es vielen von uns angesichts der aktuellen Situation in Europa, die von Unsicherheit und Konflikten geprägt ist, die uns aus der scheinbaren Sicherheit reißen. Auch Christoph Rei Ho Hatlapa lädt uns in diesem Teisho ein, die Illusion der Angst zu durchschauen, indem wir ein tieferes Verständnis für das große Gewebe des Lebens gewinnen. Zazen ermöglicht uns einen erfahrungsbasierten Zugang zur unbeschränkbaren Wirklichkeit. So begeben wir uns auf eine Reise des Mitgefühls und Vertrauens, die uns auch unsere Feinde mit anderen Augen sehen lässt. Denn auch sie sind uns in dem Sinne verwandt, dass sie von den gleichen Bedürfnissen bewegt werden. Nur wählen sie andere Strategien als wir. Der Psychologe C.G. Jung ermutigt uns, zu prüfen, ob wir nicht auch eine Verbindung zu den Eigenschaften haben, die wir beim anderen vehement ablehnen. Letzten Endes gehört jeder und alles zum Daseinsgewebe des großen Lebens. Die Erfahrung dieser Zugehörigkeit berührt unsere Herzen und wirkt befreiend.
Dieses Teisho wurde während eines Zen-Tages der offenen Meditationsgruppe Potsdam (https://www.meditation-in-potsdam.de) gehalten.
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Z00237 Die Auster verschlingt den Vollmond (Sesshin 02.03.2025)
Prajñā ist der Sanskrit-Ausdruck für Weisheit, als eine selbstständige, dem Kosmos innewohnende Qualität, die das gesamte Lebensgewebe durchdringt. »Die Auster verschlingt den Vollmond«, beschreibt Chimon im Koan 90 des Hekiganroku das Wesen von Prajñā und bezieht sich damit auf das vom Mond initiierte Ereignis, bei dem Korallen auf der ganzen Welt gleichzeitig ihre Samen und Eizellen ins Meer entlassen. Wie die Korallen ist alles Lebendige in den Kontext der Leere eingebunden, in dem es keine geistige Urheberschaft gibt. Aus der Verbundenheit alles Lebendigen entsteht ein reales Feld des Mitgefühls, aus dem nichts und niemand herausfallen kann. Nur unsere ursprüngliche Verblendung, dass wir von diesem Netz getrennt sind, macht uns einsam oder ängstlich. Durch die Zazen-Praxis nähern wir uns der Weisheit von Prajñā und kommen wieder in Kontakt mit dem Daseinsgewebe des großen Lebens. Darin geborgen, vertrauen wir uns dem Kreislauf von Geborenwerden und Sterben, von An- und Abwesenheit an. So verliert die Vergänglichkeit ihren Schrecken und es fällt zunehmend leichter, mit Veränderungen umzugehen und den Nächsten nicht als Feind zu betrachten. Im Daodejing heißt es dazu: Wenn das Dao im Kosmos anwesend ist, fahren die Pferdewagen Mist aus. Fehlt das Dao im Universum, werden Kriegspferde außerhalb der Stadt gezüchtet.
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35:08
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Z00236 Was nützen dem großen Bodhisattva der Barmherzigkeit all diese Hände und Augen? (Sesshin 01.03.2025)
In diesem Teisho schildert Christoph Rei Ho Hatlapa die Entwicklung des Buddhismus vom rein monastischen Theravāda-Weg über das Vimalakīrti-Sūtra, in dessen Mittelpunkt ein auseinandersetzungsfreudiger Laie steht, hin zum Mahayana-Buddhismus, der das Ideal des Arhat in das des Bodhisattva transformiert. Letztere haben das Erwachen in ihrem Leben verwirklicht, verzichten aber auf den Eintritt ins Nirvana und stehen stattdessen allen fühlenden Wesen zur Seite, damit auch diese zum Erwachen gelangen. Im Koan 89 des Hekinganroku wird Avalokiteshvara erwähnt, der große Bodhisattva der Barmherzigkeit. Beim Zuhören erkannte er, dass dieser Prozess in das Abwesende eingebettet ist, als ein Feld des Mitgefühls, das alles miteinander verbindet. Indem sich Avalokiteshvara beim Zuhören darauf konzentrierte, ermöglichte er den Wesen, dem Klang ihrer eigenen Stimme zu lauschen und sich selbst zu verstehen. Dieses raumgebende Zuhören bezeichnete der Buddha als den besten Weg zur Erleuchtung. Dabei tritt Avalokiteshvara mit seinem ganzen Körper in einen offenen und wahrhaftigen Kontakt mit seinem Gegenüber, der immer auf der Verbindung mit dem Abwesenden beruht. Diesem Fluidum der Grenzenlosigkeit, aus dem wir alle hervorgehen und zu dem wir alle zurückkehren, nähern wir uns im tiefen Samadhi während der Zazen-Übung.
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