Michael Köhlmeier schlägt ein schwarzes, großes Buch auf. Darin befinden sich Notizen, die durch eine Lebensgeschichte führen, die vor seiner Geburt beginnt - bei seiner Mutter Paula im Kriegsjahr 1943 im protestantischen Coburg. Dort wächst die Katholikin auf und verbringt am liebsten Zeit mit ihrer engen Freundin Marianne, die Michael Köhlmeier später Tante Marianne nennen wird - einer geerdeten, pragmatischen Frau, die sich in Paulas Cousin Karl verliebt hat. Auf einem ihrer Radausflüge treffen sie auf zwei Soldaten auf Heimaturlaub und Paula gibt dem Alois Köhlmeier ihre Adresse. Sie beginnen einander zu schreiben - es werden an die 100 Briefe. Während des Krieges sehen sich Paula und Alois nur wenige Stunden. Als der Krieg zu Ende ist, kommt "die traurigste Geschichte, die ich kenne," erzählt Michael Köhlmeier. Gestaltung: Elisabeth Weilenmann. Gestreamt auf Ö1 Campus am 6.5.2025. Diese Episode ist Teil des zeit- und kulturgeschichtlichen Archivs von oe1.ORF.at.
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21:01
Jugend des Vaters
Als der zweite Weltkrieg beginnt, wird Michael Köhlmeiers Vater eingezogen und kommt nach Paris: er wird dort der Bursche eines adeligen Offiziers, der ihn mag und sich dazu entschließt ihn auszubilden. Später wurde er nach Polen versetzt. Als es an den ersten Heimaturlaub ging, wollte ihn sein Vorgesetzter nicht nach Vorarlberg schicken, denn das lag zu nahe an der neutralen Schweiz. Und so nahm ihn ein Freund mit nach Coburg. Dort trifft er auf Paula. Sie ist 30 Jahre alt, er sechs Jahre jünger. Sie möchte einen Mann, der Manieren hat und katholisch ist. "Meine Eltern haben sich, als sie heirateten, würde ich sagen, alles in allem vorher vielleicht 10 Stunden gesehen, drei Frontbesuche meines Vaters und dann haben sie sich an die 100 Briefe geschrieben.“ Gestaltung: Elisabeth Weilenmann. Gestreamt auf Ö1 Campus am 6.5.2025. Diese Episode ist Teil des zeit- und kulturgeschichtlichen Archivs von oe1.ORF.at.
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20:02
Die Zeit bei der Großmutter
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ist, bricht Michael Köhlmeiers Mutter auf, um von München nach Rom zu pilgern. Auf den Weg nach Italien, möchte sie in dem Dorf Hard in Vorarlberg Station machen, um nachzusehen, ob ihr Verlobter noch lebt. Alois lebt, er und Paula heiraten, ziehen viel um und bekommen zwei Kinder. Das dritte Kind stirbt bei der Geburt, Paula fällt ins Koma und niemand weiß, ob sie sterben oder leben wird. Die Kinder kommen zu Paulas Mutter nach Coburg, da ist Michael zweieinhalb Jahre alt. Seine Großmutter, seine Tante Martha, die kinderlos ist und deren Mann Herbert, kümmern sich. Die Großmutter ist eine unglaubliche Erzählerin. "Vielleicht war sie das Vorbild für mein ganzes Leben wie ein Erzähler sein soll", sagt Michael Köhlmeier. Gestreamt auf Ö1 Campus am 6.5.2025. Diese Episode ist Teil des zeit- und kulturgeschichtlichen Archivs von oe1.ORF.at.
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20:12
Rückkehr von Coburg nach Vorarlberg
Als Michael Köhlmeiers Mutter bei der Geburt ihres dritten Kindes ins Koma fällt, werden er und seine Schwester zu Paulas Großmutter nach Coburg gebracht. Köhlmeier ist zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt. "Ich bin in einer absolut erzählsüchtigen Familie aufgewachsen, ich war derjenige, der am wenigsten erzählt hat. Ich habe mich mal in dem Klo eingesperrt, damit ich nicht dauernd die Erzählungen hören musste." Und dann, eines Tages, soll Michael sein Sonntagsgewand anziehen. Die Familie fährt von Coburg nach Vorarlberg. "Dann standen wir in Lindau am Bahnhof, meine Schwester, meine Oma und ich und da kam uns ein Mann entgegen. Dieser Mann ist Michael Köhlmeiers Vater, an den er sich nicht mehr erinnern kann. Als er nach Hause kommt, liegt seine Mutter Paula im Bett. Sie wird die anderen fragen: "Hat ihm denn niemand gesagt, dass ich die Mutter bin?". Gestreamt auf Ö1 Campus am 6.5.2025. Diese Episode ist Teil des zeit- und kulturgeschichtlichen Archivs von oe1.ORF.at.
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20:18
Mein privates Glück - Trailer
Wenn der Vorarlberger Autor Michael Köhlmeier zu erzählen beginnt, dann ist man in der Geschichte. Gelernt hat er das von seiner Großmutter - das erzählt er so nebenbei, wenn er für Ö1 die Geschichte seiner Eltern aus Kriegs- und Nachkriegsjahren und damit auch jene seiner eigenen, frühen Kindheit erzählt. In vier Episoden.
Mit seinen freien Nacherzählungen der "Klassischen Sagen des Altertums" erreichte Michael Köhlmeier Mitte der 1990er Jahre auf Ö1 ein breites Publikum. Nun hat sich der Vorarlberger Autor wieder für den Radiosender vor das Mikrofon gesetzt und erzählt in vier Folgen "Mein privates Glück! Die Lebensgeschichte meiner Eltern".