Picasso - Die Minotauromachie (1935)
HIER geht's zum Video auf YouTube!Pablo Picasso ist, so viel ist sicher unstrittig, einer der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Georges Braque gilt er als Wegbereiter des Kubismus. Er erfindet die Collage undleistet mit seinen Werken zentrale Beiträge zur Entwicklung des Symbolismus und Surrealismus, ist an jeder Entwicklung der Kunst seiner Zeit maßgeblich und prägend beteiligt. Zwar versteht sich Picasso zeitlebens in erster Linie als Maler, aber auch sein plastisches oder keramisches Werk ist vielseitig und umfangreich. Immer wieder kehrt der Künstler zudem in die grafische Arbeit zurück, zeichnend und druckend, motivisch und technisch experimentierend. Mit über 50.000 Werken in unzähligen Materialien, Stilen und Techniken hinterlässt Picasso so ein in Umfang und Formenvielfalt unvergleichliches, in seiner Gesamtheit, seiner Wirkung und Relevanz kaum mehr zu erfassendes Erbe.Die „Minotauromachie“, wörtlich: ‚Minotaurus-Kampf‘,entsteht als Reihe von sieben Radierungen zwischen dem 23. März und Mai 1935 und gilt als das bedeutendste grafische Werk des Künstlers. Der Titel ist dabei sicherlich ein bewusstes Spiel mit der „Tauromaquia“ von Goya, einer Aquatinta-Reihe aus dem Jahr 1819, die die Gräuel desStierkampfes thematisieren.Die Radierungen entstehen zu einer Zeit, in der Picasso die fortgesetzten Auseinandersetzungen mit seiner damaligen Frau Olga Koklowa und ihrer – natürlich begründeten – Eifersucht auf seine junge Geliebte Marie-Thérèse Walter derart einnehmen, dass seine künstlerische Tätigkeit beinahe zum Erliegen kommt. Hin- und hergerissen zwischen seinerscheiternden Ehe mit Olga und der Beziehung zu Marie-Therese hört Picasso Anfang 1935 vollständig auf zu malen, um sich beinahe ausschließlich der Herstellung von Grafiken und dem Schreiben von Gedichten zu widmen. Der Künstler selbst wird diese Zeit, in der die auch in seinem Werk erkennbare innere Zerrissenheit der letzten Jahre ihren Höhepunkt erreicht, später selbst als „die schlimmste Zeit in meinem Leben“ bezeichnen – sie endet erst im Juni 1935, also kurz nach der Fertigstellung der Minotauromachie, mit Olgas Entdeckung der Schwangerschaft Marie-Thereses.