Brauchen wir einen Diensteid für Transformation? – Uwe Schneidewind über Kulturwandel und Politikagenden
Unsere Verwaltung wahrt Gesetze. Ihre Struktur beruht auf klaren, zumeist engen Gesetzesrahmen. Das macht sie verlässlich, berechenbar und gerecht – aber auch behäbig. Insbesondere bei Transformationsfragen führt das zu Trägheit. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, beschreibt Mut deshalb als „Antiprogramm“ zur Verwaltung und entsprechend voraussetzungsvoll. In seiner Vision einer modernen Verwaltung spielt Mut eine zentrale Rolle, denn: Wer die Verwaltung verändern will, muss mutig experimentieren, um Dinge im Rahmen des (Un)Möglichen in Bewegung zu bringen. Dafür braucht es viel Rückendeckung – insbesondere von Leitungspersonen und den Menschen an der Verwaltungsspitze.
Im Podcast spricht Uwe Schneidewind darüber, wie er diese Rückendeckung in seiner Verwaltung gibt und wie dadurch wertvolle „Inseln des Möglichmachens“ entstehen. Dadurch verändert sich Stück für Stück das Selbstverständnis von Mitarbeitenden und Abteilungen hin zu einer Möglichmacher-Verwaltung. Seiner Meinung nach sollte sich das auch in der Einstellungspolitik der Verwaltung widerspiegeln. Sie muss sich fragen: Welchen Typ Mensch wollen wir für eine Möglichmacher-Verwaltung gewinnen?
Die Aufnahme erfolgte im Juli 2024.
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29:24
Dienst für Fortschritt: Was braucht Verwaltung jetzt – und was kann weg?
Simone Gaul und Manuela Dorsch haben Verwaltungsmitarbeitende gefragt: Was braucht Verwaltung jetzt gerade – und was kann weg? Gemeinsam waren sie im Juni auf dem K360-Festival unterwegs und haben dort mit den Teilnehmenden darüber gesprochen, welche Begriffe für sie in die „Das kann weg”-Tüte und die “Das braucht Verwaltung”-Tüte gehören.
Ihre Antworten zeigen: Verwaltungsmitarbeitende haben eine gute Vorstellung von dem, was sie sich für die Zukunft wünschen, z.B.: ein starkes Bewusstsein für das, was Verwaltung ist und sein soll: gerecht und zuverlässig. Wertschätzung für das, was funktioniert. Mut und Vertrauen in die eigenen Kompetenzen, Kolleg*innen und das Gute.
Gleichzeitig nennen sie konkrete Dinge, auf die sie verzichten könnten, u.a.: den Satz “Ich bin nicht zuständig”, Veränderung als Selbstzweck und die Abwertung funktionierender Verwaltungsprozesse, weil sie vermeintlich nicht “progressiv” genug sind. Was genau hinter all diesen Antworten steckt, hören Sie in dieser Folge des Kommunen-Podcasts.
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33:34
So bringen Vernetzung und Weiterbildungen kooperative Führung in die Praxis
Der Fachkräftemangel ist aktuell eines der größten strukturellen Probleme in der Verwaltung – und er wird bis auf weiteres bestehen bleiben. Im Arbeitsalltag bedeutet das auch ganz konkret: Es gibt viel Bewegung innerhalb der Ämter, denn Leitungsstellen und Fachplanungsstellen werden nach bzw. neu besetzt. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen, die in der Verwaltung arbeiten, besonders gut für ihre (neuen) Aufgaben qualifiziert sind. Doch wie gelingt das?
Andreas Hopmann leitet die Fortbildungsstelle des Landesverband Rheinland. Er und sein Team setzen mit ihrer Arbeit genau dort an: Sie koordinieren und konzipieren pro Jahr über 500 Veranstaltungen, Seminare und Tagungen für mehr als 20.000 Teilnehmende. Ihr Ziel: Mitarbeitende der Jugendhilfe im Rheinland durch passende Weiterbildungs- und Vernetzungsangebote unterstützen. Einer ihrer Schwerpunkte liegt dabei auch auf Führungskräften.
In der Rubrik Nachgefragt sprechen wir mit Christine Gebler, von der Abteilung Personalentwicklung der Stadt Heidelberg. Wie identifizieren Kommunen Weiterbildungsbedarfe – und mit welchen Zielen?
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35:44
Wie führt man kooperativ? - Stimmen aus der Führungspraxis in Leipzig, Wolfsburg und Eltville am Rhein
Die Wege hin zur Führungsposition sind vielfältig. Selten enden sie aber damit, dass sich der Jobtitel ändert: Führungskräfte wachsen in ihre Rolle hinein, testen Neues und Bewährtes aus und müssen auf alle Entwicklungen im Team und der Organisation reagieren. Das Verständnis von und der Anspruch an Führungskräfte in der Verwaltung sind heute ganz andere als noch vor einigen Jahren. In dieser Folge des Kommunen-Podcasts sprechen wir mit drei unterschiedlichen Führungskräften aus der Verwaltung darüber, wie sie ihre hierarchie- und abteilungsübergreifend arbeitenden Teams erfolgreich führen.
Was heißt das überhaupt, „erfolgreich führen“?
Alle drei Podcastgäste sprechen unterschiedliche Aspekte guten Führens an:
Janina Bittner ist Abteilungsleiterin der Jugendhilfe in Leipzig. Vieles von dem, was sie und ihren Führungsstil heute prägt, hat sie durch Reflexion gelernt. Was gefiel ihr an ihren Vorgesetzen – was nicht? Janina Bittner ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden sich gesehen und gewertschätzt fühlen. Es gibt Momente, in denen ihr das nicht ganz so gelingt, wie sie sich das wünscht. Aber Janina Bittner hat gelernt, ihren Führungsstil stetig zu verbessern – und verrät uns, wie ihr das mit Hilfe kleinerer Verhaltensänderungen gelingt.
Dr. Karoline Mikus ist Teil der AG Fachplanung im Bereich Bildung der Stadt Wolfsburg. Sie und ihr Team verstehen ihre Rolle weniger als Führungskraft und eher als Scrum Masterin – ganz im Sinne ihrer agilen Arbeitsweise. Als solche schafft sie den Rahmen, in dem sich das Team selbst organisieren kann – und achtet u.a. darauf, dass sie dabei nicht in alte Muster zurückfallen. Im Podcast plädiert Dr. Karoline Mikus dafür, dass Zurückhaltung in den richtigen Momenten viel Wert und eine hohe fachliche Diskussion ein Zeichen für hohe fachliche Qualität sei.
Patrick Kunkel ist die oberste Leitungsperson in der Verwaltung der Stadt Eltville am Rhein – denn dort ist er der Bürgermeister. Nichtsdestotrotz ist er ein Freund des kollegialen Führungsstils. Was das genau heißt und wie das bei jungen Kolleg:innen aussieht, darüber spricht er im Podcast. Sein Bild von Führungshandeln als Leitplanke statt Bremse ergibt in diesem Kontext genauso viel Sinn, wie sein Glauben an eine mutige Verwaltung insbesondere nach Corona:
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50:51
Routinen etablieren, vertrauen und experimentieren – so wirken Führungskräfte als Kulturagent:innen ihrer Verwaltung
Kristina König-Freudenreich begleitet Personen und Organisationen – insbesondere Verwaltungen - bei Veränderungsprozessen. Sie setzt sich für eine menschenzentrierte, innovative und effiziente Verwaltung ein, das heißt: Der Mensch, also Mitarbeitende der Verwaltung und Bürger:innen, steht im Mittelpunkt und soll von Veränderungsprozessen profitieren. Kristina König-Freudenreich greift dabei auf ihre eigene Arbeitserfahrung in der Verwaltung zurück: Die gelernte Sozialarbeiterin arbeitete selbst mehrere Jahre in der Verwaltung und kennt das System und die Bedingungen gut.
Über Der Kommunen-Podcast – Rebellion im Aktenschrank
Der Kommunen-Podcast begibt sich auf Spurensuche nach der Kommune der Zukunft. Demokratische Teilhabe und Chancengerechtigkeit, agile Prozesse und integrierte Planung, digitale Verwaltung, umweltfreundliche Stadtentwicklung und krisensichere Abläufe gehören zu den Zielen vieler Städte und Gemeinden in Deutschland. Zuletzt hat die globale Corona-Pandemie gezeigt, dass ein Umdenken notwendig ist. Doch wie kommen wir dort hin? Wie kann eine Kommune lernen und innovativ arbeiten? Und was gehört alles dazu?
Der Kommunen-Podcast gibt einen Einblick in die verschiedenen Bereiche des kommunalen Lebens, diskutiert Status Quo und Zielzustände und zeigt, wie Verwaltungsmitarbeitende, Kommunalpolitikerinnen und Zivilgesellschaft einen Beitrag zur Kommune der Zukunft leisten können.
Der Kommunen-Podcast ist ein Podcast von „Kommune 360°“, einer Initiative der gemeinnützigen PHINEO AG, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Auridis Stiftung. Der Podcast wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Auridis Stiftung.