Warum sind alle plötzlich so seltsam nett? Die Amerikanerin Carol (Rhea
Seehorn) findet sich plötzlich in einer Welt wieder, in der ein
außerirdisches Virus (fast) alle anderen Menschen infiziert hat – nur
sie selbst blieb verschont. Der Erreger hat einen merkwürdigen Effekt
auf die Betroffenen: Sie alle sind jetzt miteinander verbunden, sie
bilden ein Schwarmbewusstsein, das keine Individualität mehr kennt – und
deswegen jetzt richtig glücklich und ausgeglichen ist. Gut gelaunt und
hilfsbereit treten die verwandelten Mitmenschen dem schlecht gelaunten
Individuum Carol gegenüber. Die traut dem Frieden nicht und will den
Zusammenschluss unbedingt rückgängig machen, den sie für einen "Verrat
an der Menschheit" hält.
Der Fernsehautor Vince Gilligan erfand einst, als das goldene Zeitalter
der Fernsehserie gerade angebrochen war, die Geschichte vom Chemielehrer
Walter White, der endlich wieder lebendig sein wollte und ein echtes
Individuum – und deswegen kriminell wurde. Seine neue fantastische Serie
heißt "Pluribus", es ist diesmal eine Science-Fiction-Parabel geworden –
aber eine Parabel auf was? Welche Gegenwart wird hier bebildert? "E
pluribus unum", so steht es auf dem Siegel der Vereinigten Staaten, "aus
vielen eins" – was mag das heute heißen? Wird in "Pluribus" eine Welt
gezeichnet, in der die überfreundlichen Chatbots das Ruder übernommen
haben? Warum verteidigt Carol eigentlich noch mit allen Mitteln ihre
Individualität? Wo ihr doch außer Wut und Trotz nicht allzu viel
einfällt, was sie als Argument anführen könnte für ihre Art und Weise,
zu leben …
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart"
sprechen Nina Pauer und Lars Weisbrod über "Pluribus" – die Serie der
Stunde, die von der Krise des Liberalismus und der Krise des
Individualismus erzählt.
Sie erreichen das Team unter
[email protected].
Shownote:
- Am Freitag, dem 12. Dezember, ist "Die sogenannte Gegenwart" live in
Berlin beim Frohen Festival. Tagestickets gibt es hier.
Ab dem 15.1.2025 sind Teile des Archivs von "Die sogenannte Gegenwart?"
nur noch exklusiv mit einem Digitalabo der ZEIT zu hören – auf
www.zeit.de/die-sogenannte-gegenwart, auf Apple Podcasts und auf
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