Noch vor wenigen Jahrzehnten spielte die Kirche im ländlichen Leben eine große Rolle: kirchliche Trauungen, Taufen, Konfirmationen und Kommunionen waren große Ereignisse im Dorfleben, an denen meist die ganze Bevölkerung teilnahm. Der sonntägliche Kirchgang war für viele Pflicht.
Dies hat sich grundlegend geändert. Immer mehr Pfarrbezirke werden zusammengelegt, die Kirchenaustritte nehmen von Jahr zu Jahr zu, kirchliche Trauungen, Taufen, Konfirmationen und Kommunionen hingegen ab. Vermehrt werden auch Kirchengebäude von den Landeskirchen an Privat verkauft.
Braucht man die Kirche überhaupt noch? Ist sie nur noch für Ältere attraktiv und gehört zur Tradition dazu?
Pfarrerinnen und Pfarrer waren früher Respektspersonen, die eine herausragende Stellung im Dorf innehatten. Sie achteten auf Sitte und Moral, kümmerten sich aber auch um kirchliche Vereine, wie Kirchengesangsvereine, Wohltätigkeitsvereine, Kindergruppen, Frauenvereine, um nur einige zu nennen. Ihr Engagement in einer dörflichen Gemeinschaft war nicht zu unterschätzen. Die Kirche war ein fester Bestandteil in der ländlichen Gemeinschaft.
Welche Rolle spielt die Kirche heute noch im Landleben? Braucht man sie noch? Fühlen sich Dorfbewohner mit der Kirche oder ihren Einrichtungen noch verbunden?
Fakt ist: Die Kirche verliert an Einfluss. Sie wird von vielen, vor allem Jüngeren, nicht mehr so wahrgenommen, wie das noch vor einigen Jahren der Fall war. Geht im dörflichen Leben durch die Abnahme des Einflusses von Kirche etwas im gesellschaftlichen Zusammenhang verloren, und wenn ja, was? Was muss sich bei der Kirche ändern, damit sie wieder eine größere Rolle im Dorfleben spielt? Auch stellt sich die Frage, was anstelle von kirchlichem Engagement in den Dörfern entstanden ist. Wie sieht Dorfkultur heute aus? Gibt es sie überhaupt noch oder hat der Individualismus und Egoismus jegliches Gemeinschaftserlebnis verdrängt?
Wie fühlt es sich vor allem für ältere Bewohner an, wenn die Kirche, der einstige Mittelpunkt des Dorfes, auf einmal verkauft und privat genutzt wird, wie dies im Jahr 2021 mit der Kirche im Vogelsberger Dorf Otterbach geschehen ist, aber schon jahrzehntelang in ganz Europa üblich ist?
Muss die Kirche immer noch im Dorf bleiben?
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46:45
Landlust vs. Tristesse
Es gibt immer mehr Zeitschriften oder Fernsehsendungen, die das Landleben als „heile Welt“ darstellen: Natur, Natürlichkeit, Freiheit, Entschleunigung, Gemütlichkeit, Zusammenhalt, Tradition, urige Geselligkeit, „back tot he roots“, sind nur einige der Schlagwörter.
Auf der anderen Seite stehen jedoch viele Nachteile, die Bewohner im ländlichen Raum haben, wie Daseinsvorsorge, Nahversorgung, ÖPNV, Kulturangebote, um nur einige zu nennen.
Was sagen zwei Frauen, von denen eine auf dem Land lebt und die andere beruflich mit dem Thema Landleben zu tun hat, im Gespräch mit Moderator Michael Lobeck dazu?
Shownotes zu Fokus.Land.Hessen, Episode 3 – Landlust vs. Tristesse
Carola Biaesch
https://landfrauen-hessen.de/9453-carola-biaesch-ist-neue-geschaeftsfuehrerin-des-landfrauenverbandes-hessen/ /
Kirsten Wegwerth
https://www.xing.com/profile/Kirsten_Wegwerth
https://www.vhs-vogelsberg.de/ihre-vhs/vhs-team
Der Landfrauenverband
https://landfrauen-hessen.de/
Digitaler Landfrauentag: https://www.lw-heute.de/-digitaler-landfrauentag-toller-erfolg
Schulungsreihe Landfrauen digital: https://www.lw-heute.de/landfrauen-digital
Aktuelle Publikationen zum Leben (mit Digitalisierung) auf dem Land
Land in Sicht
https://m.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/313517/land-in-sicht
Digitale Region – Aus dem Land, für das Land
https://colab-digital.de/wp-content/uploads/2021/03/Digitale-Region_Hintergrundbericht.pdf
Aktuelle Förder-/Forschungsprojekte zu Digitalisierung auf dem Land
Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume – Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/BULE/Foerdermassnahmen/Modellprojekte/LandDigital.html
Smarte.Land.Regionen – Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
https://www.bmel.de/DE/themen/laendliche-regionen/digitales/smarte-landregionen/mud-smarte-landregionen.html
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40:44
Telemedizin
Gesundheit im ländlichen Raum ist ein ständiges Thema. Hausärzte auf dem Dorf haben Schwierigkeiten, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum müssen viele Kilometer zurücklegen, um Patientinnen und Patienten zu besuchen, oder um sich weiterzubilden. Kleine Krankenhäuser stehen oft unter Kostendruck. Wie kann hier die Digitalisierung helfen, die Versorgung auf dem Land zu unterstützen?
Michael Lobeck spricht in dieser Folge mit Dr. Thomas Lepper, Hausarzt in Philippsthal, Dr. Konrad Hierasimowicz, Wissenschaftler an der Universität Marburg und unter anderem zuständig für die Organisation der Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten und mit Dr. Rauf Ahmadian, Chefarzt für Unfall- und Gelenkchirurgie an der Agaplesion Diakonie Klinik Kassel. Wie die Digitalisierung in der Hausarztpraxis, in der Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses und im Krankenhaus helfen kann, erfahren Sie in dieser Episode.
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37:03
Ehrenamt und Europäischer Kulturweg
Ohne das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger ginge in vielen Gemeinden nur noch wenig. Durch ihre Arbeit wird nicht nur das Kultur- und Sportleben auf dem Land bereichert, sondern sie entlasten und unterstützen die Gemeindegremien auch in finanzieller und personeller Hinsicht.
Am Beispiel des kleinen, nur annähernd 800 Einwohner zählenden Dorfes Hutten, einem Stadtteil von Schlüchtern, soll gezeigt werden, was Ehrenamtliche leisten können und wie sie ihr Dorf lebenswert und interessant machen.
Moderator Michael Lobeck unterhält sich mit Nicole Winhold und Rainer Heinbuch aus Hutten sowie Dr. Gerrit Himmelsbach von der Universität Würzburg, der für das Projekt „Europäischer Kulturweg“ verantwortlich zeichnet.
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33:34
Allheilmittel Digitalisierung? Co-Working-Spaces
Coworking Spaces liegen im Trend. Zunehmend werden sie auch für ländliche Räume interessant, bieten sie doch Chancen und Potentiale nicht nur für Freiberufler und Selbstständige sondern auch für Angestellte im Homeoffice. Durch Corona ist dieser Trend befördert worden, so dass die Unterschiede zwischen dem Arbeiten in der Stadt und auf dem Land immer geringer werden.
Der Unternehmer Torsten Schneider aus Alsfeld, der vor vier Jahren das Alte Postamt mitten in der Stadt gekauft und zu einem Coworking Space ausgebaut hat, erzählt im Gespräch mit Michael Lobeck, Moderator und Berater in der Stadtentwicklung, von seinen Erfahrungen, den Möglichkeiten und Entwicklungspotentialen, die vielleicht in Zukunft von der Land- zur Stadtflucht führen könnten.
Shownotes:
Die Webseite des CoWorking-Space Altes Postamt Alsfeld: https://www.altes-postamt-alsfeld.de/
Erwähnter Sammelband „Land in Sicht“ von Claus-Christian Wiegandt und Christian Krajewski: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/313517/land-in-sicht
Coworking im ländlichen Raum. Menschen, Modelle, Trends
Studie von Ulrich Bähr, Juli Biemann und Jule Lietzau (CoWorkLand eG) sowie Philipp Hentschel (Netzwerk Zukunftsorte e.V.) für die Bertelsmann Stiftung: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/coworking-im-laendlichen-raum-all
Coworking auf dem Land. Wie es gelingt und was es dafür braucht.
Studie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und CoWorkLand eG : https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/coworking-land-bule.html
„Digitale Zukunft auf dem Land“. Wie ländliche Regionen durch die Digitalisierung profitieren können.
Studie von Michael Lobeck zu Möglichkeiten der Digitalisierung für den ländlichen Raum für die Bertelsmann-Stiftung: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/digitale-zukunft-auf-dem-land
Wenn Sie in kleinen Häppchen mehr zu CoWorking insgesamt erfahren wollen, folgen sie doch einfach Tobias Kremkau auf seinem Telegram-Kanal: https://t.me/kremkauslinks
Er schreibt (fast) täglich kurze Infos zu CoWorking, die den eigenen Horizont erweitern.
Mehr als die Hälfte der Einwohner Hessens lebt auf dem Land. Der ländliche Raum macht rund 80% der Landesfläche Hessens aus – und dennoch scheint das Land abgehängt zu werden in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. So vielfältig sich dieser ländliche Raum auch gestaltet, die Menschen, die in den ca. 2000 Dörfern und 370 kleineren Städten und Gemeinden leben, treiben die gleichen Probleme um: Daseinsvorsorge, Ärztemangel, Breitbandausbau, öffentlicher Personennahverkehr, Arbeitsplätze u.v.m. Gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land zu schaffen, ist das Ziel nicht nur der hessischen Landesregierung. Wie können wir diese erreichen, was können Regierungen, was können die Menschen vor Ort tun? In der Podcast-Reihe „Fokus.Land.Hessen“ der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Ev. Akademie Hofgeismar und der VHS Vogelsbergkreis soll einigen drängenden Fragen mit dem Moderator Michael Lobeck, Mitautor des Buches „Land in Sicht. Ländliche Räume in Deutschland zwischen Prosperität und Peripherisierung“, und Gesprächspartnern nachgegangen werden.