
# 49 I Julia Komp über Neugier, unternehmerische Stärke und weshalb Reisen bei lebenslangem Lernen hilft
14.12.2025 | 39 Min.
Julia Komp ist Sterneköchin, Unternehmerin und Autorin. Sie führt mit dem Sahila ein Sternerestaurant in Köln und begleitet seit Jahren junge Köchinnen und Köche auf ihrem Weg in die Gastronomie. Im Restaurant Hero Podcast spricht sie über Lernen durch Erfahrung, über Weiterentwicklung durch Neugier und darüber, wie bewusste Entscheidungen zu mehr Klarheit im eigenen Arbeiten führen. Gelernt von Julia 1. Lernen beginnt mit der eigenen Neugier Julia wurde früh Küchenchefin und spürte schnell, dass fachliches Können allein nicht ausreicht, um langfristig gut zu arbeiten. Aus dieser Erkenntnis entstand der Wunsch, den eigenen Horizont zu erweitern. Lernen bedeutete für sie, sich selbst wieder in eine Situation zu bringen, in der Beobachten, Zuhören und Erleben im Mittelpunkt stehen. Learnings Neugier öffnet neue Denkweisen Lernen entsteht aus bewusster Unterbrechung Entwicklung beginnt mit Fragen 2. Reisen als intensive Lernform Über ein Jahr reiste Julia durch mehr als 30 Länder. Sie arbeitete in Restaurants, aß auf Märkten, beobachtete Abläufe und sprach mit Menschen vor Ort. Im Fokus standen Zusammenhänge. Wie entstehen Aromen im kulturellen Kontext. Welche Rolle spielt Arbeit im Alltag. Was macht Essen bedeutungsvoll. Learnings Kulinarisches Verständnis wächst durch Kontext Geschmack entsteht aus Umgebung und Kultur Beobachtung vertieft handwerkliches Wissen 3. Bewusstsein für Übertragbarkeit Viele Erfahrungen aus dem Ausland ließen sich nicht direkt in den eigenen Betrieb integrieren. Genau darin lag für Julia ein wichtiger Lerneffekt. Zu verstehen, was vor Ort funktioniert und warum es dort funktioniert, schärfte den Blick für das Eigene und für bewusste Entscheidungen in der eigenen Küche. Learnings Verständnis entsteht durch Einordnung Auswahl stärkt die eigene Handschrift Bewusstes Weglassen schafft Klarheit 4. Menschen als wichtigste Lehrer Besonders prägend waren Begegnungen mit Menschen, die mit wenigen Ressourcen große Zufriedenheit ausstrahlten. Diese Erfahrungen veränderten Julias Blick auf Erfolg, Arbeit und Alltag nachhaltig und flossen direkt in ihre unternehmerischen Entscheidungen ein. Learnings Perspektivwechsel erweitert Prioritäten Zufriedenheit beeinflusst Arbeitsqualität Menschliche Begegnungen prägen Denken 5. Service als lernende Disziplin Für Julia ist Service ein permanenter Lernprozess. Jeder Gast bringt andere Erwartungen mit. Aufmerksamkeit, Beobachtung und Flexibilität ermöglichen echte Begegnung und schaffen Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. Learnings Wahrnehmung vertieft Servicequalität Empathie verbessert Gästekommunikation Präsenz schafft Verbindung 6. Zusammenarbeit in einer veränderten Arbeitswelt Julia beschreibt, wie sich Zusammenarbeit über die Jahre verändert hat. Lernen bedeutet hier, neue Formen des Miteinanders zu gestalten, Abläufe transparent zu machen und Entwicklung aktiv zu begleiten. Learnings Kommunikation unterstützt Entwicklung Klarheit stärkt Zusammenarbeit Lernen gehört zum Führungsalltag 7. Struktur als Basis für Weiterentwicklung Klare Arbeitszeiten, flexible Wochenmodelle und bewusst gesetzte Entwicklungsphasen schaffen Raum für Qualität. Struktur hilft dabei, Energie sinnvoll einzusetzen und Lernen im Alltag zu verankern. Learnings Struktur schafft Orientierung Planung ermöglicht Fokus Zeitfenster fördern Entwicklung 8. Lernen als kontinuierlicher Prozess Für Julia ist Lernen Teil des Lebens. Neue Länder, andere Branchen, technologische Entwicklungen und persönliche Erfahrungen fließen kontinuierlich in ihr Denken ein und erweitern ihre Perspektive. Learnings Offenheit fördert Wachstum Vielfalt inspiriert Innovation Lernen stärkt langfristige Qualität Fazit „Ich möchte weitergehen, mehr sehen und immer besser verstehen, was ich tue.“ Julia Komp zeigt, wie Lernen aus Erfahrung entsteht und durch Offenheit wächst. Ihre Geschichte macht deutlich, wie Neugier zu Klarheit führt, wie bewusste Entscheidungen Qualität fördern und wie kontinuierliche Entwicklung zur Grundlage für nachhaltigen Erfolg in Küche, Service und Unternehmertum wird. Ihre Geschichte zeigt, wie Lernen jenseits von Lehrbüchern stattfindet und wie persönliche Entwicklung zur Grundlage unternehmerischer Stärke wird.

# 48 I Scott Eddy über emotionale Gästeerlebnisse, strategisches Marketing und was Asien der Gastronomie voraus hat
13.12.2025 | 47 Min.
Scott Eddy ist einer der sichtbarsten Hospitality-Vordenker weltweit. Der frühere Investmentbanker lebt seit über zehn Jahren fast ausschließlich in Hotels, berät internationale Hotelgruppen und Reiseunternehmen und ist auf Social Media zu Hause wie andere an der Rezeption. Im Restaurant Hero Podcast spricht er darüber, was echte Service Exzellenz ausmacht, warum wir von Asien radikal viel lernen können und wieso Hospitality zuerst Kultur und dann Prozess ist. Gelernt von Scott 1. Vom Investmentbanker zum Hospitality-Nomaden Scott war zehn Jahre im Investmentbanking zwischen New York und Fort Lauderdale, bevor er 1999 spontan nach Bangkok ging und dort blieb. Aus einem Zwei-Wochen-Trip wurden elf Jahre in Asien. Er baute eine der ersten digitalen Agenturen in Südostasien auf, arbeitete mit Hotels und Reisebrands und machte Social Media zu seinem Spielfeld. Heute besitzt er fast nichts mehr und lebt komplett aus Koffer und Hotelzimmer. Learnings: • Lebenswege müssen nicht linear sein, um sinnvoll zu sein. • Mutige Entscheidungen entstehen oft aus spontanen Momenten. • Radikale Reduktion auf das Wesentliche kann Freiheit schaffen. 2. Früh auf Social Media, konsequent im Tun Scott war einer der frühesten Player auf Twitter in Asien und wurde zum ersten amerikanischen Expat mit einer Million Followern in jedem asiatischen Land, in dem er aktiv war. Er postete über Jahre zwanzig Mal am Tag, beantwortete jede Nachricht und baute sich so ein Netzwerk aus Hotels, Marken und Partnern auf. Heute verlagert er seinen Fokus dorthin, wo die Dynamik ist, zum Beispiel auf LinkedIn. Learnings: • Wer früh in neue Kanäle investiert, baut sich echte Vorteile auf. • Wachstum entsteht nicht durch Talent, sondern durch Konsistenz. • Plattformwahl sollte sich nach Momentum richten, nicht nach Ego. 3. Service ist mechanisch, Hospitality ist emotional Für Scott sind Service und Hospitality zwei verschiedene Dinge. Service beschreibt Abläufe, Geschwindigkeit und Korrektheit. Hospitality beschreibt, wie sich ein Gast fühlt, wenn der Service passiert. In seinen Augen haben viele westliche Betriebe effiziente Abläufe, aber zu wenig Wärme. Der Unterschied liegt im Blickkontakt, im aufrichtigen Lächeln und in der einen zusätzlichen Frage, die nicht auf dem Skript steht. Learnings: • Gäste erinnern sich an Gefühle, nicht an Prozessschritte. • Exzellenz ist weniger Technik als Haltung und Präsenz. • Eine einzige ehrliche Interaktion kann einen ganzen Aufenthalt prägen. 4. Was wir von Asien lernen können Scott hat lange in Thailand, auf den Philippinen und in Sri Lanka gelebt. Dort erlebte er eine Form von Gastfreundschaft, die tief in Erziehung und Kultur verankert ist. Mitarbeitende sehen ihren Job als Berufung, nicht nur als Tätigkeit. Jeder Mitarbeitende grüßt, sucht Blickkontakt und zeigt spürbare Dankbarkeit. Dieses Niveau an Wärme fehlt ihm in vielen westlichen Hotels, obwohl die Ressourcen dort oft größer sind. Learnings: • Dankbarkeit und Demut sind zentrale Treiber für echte Gastfreundschaft. • Länder mit weniger Wohlstand zeigen oft mehr Großzügigkeit im Umgang. • Kultur schlägt Skript: Haltung lässt sich nicht durch Checklisten ersetzen. 5. Leadership und Kultur als Leistungshebel Scott beobachtet in der Branche mehr schlechte als gute Führung. Für ihn ist Kultur kein weiches Thema, sondern Kern von Performance. Die besten General Manager sind sichtbar im Haus, kennen ihre Mitarbeitenden beim Namen und interessieren sich für deren Leben. Mitarbeitende spiegeln die Energie ihrer Führung. Wer sich nicht wertgeschätzt fühlt, wird Gästen keine Wärme geben. Learnings: • Kultur ist der stärkste, aber am meisten unterschätzte Wettbewerbsvorteil. • Führung beginnt nicht im Büro, sondern auf der Fläche. • Wertschätzung innen entscheidet über Wirkung außen. 6. Der Umgang mit Beschwerden In Scotts Idealbild blendet ein Mitarbeitender bei einer Beschwerde alles andere aus und hört zu. Die Lösungswege sind immer ähnlich: entschuldigen, korrigieren, kompensieren. Der Unterschied liegt im Wie. Wird der Gast wie ein Problem behandelt oder wie ein Mensch, dessen Erfahrung zählt. Für Scott ist klar: Man muss nicht glauben, dass der Gast immer recht hat, aber man sollte sich so verhalten, als wäre es so. Learnings: • Aufrichtiges Zuhören wirkt stärker als jede Kompensation. • Beschwerden sind Chancen, Loyalität zu schaffen, nicht Störungen. • Professionalität zeigt sich besonders im Umgang mit Unrecht aus Gästesicht. 7. Storytelling statt Werbung Scott sieht jede Hospitality-Marke als Medienhaus. Hotels und Restaurants verkaufen nicht Betten oder Tische, sondern Emotionen. Geschichten über den Koch, der bei der Großmutter gelernt hat, über die Servicemitarbeiterin, die seit zwanzig Jahren im Haus ist, oder über die Herkunft der Produkte machen Betriebe spürbar. Marketing spricht zu Menschen, Storytelling zieht sie hinein. Learnings: • Menschen verbinden sich mit Menschen, nicht mit Gebäuden. • Sichtbarkeit entsteht durch Geschichten, nicht durch Claims. • Jede Abteilung im Betrieb trägt Geschichten in sich, die erzählt werden wollen. 8. AI, Zukunft und Menschlichkeit Scott sieht AI nicht als Bedrohung, sondern als Entlastung. Für ihn übernimmt Technik die monotonen Aufgaben, die längst automatisiert sein sollten. Dadurch bleibt mehr Zeit für das, was Hospitality einzigartig macht: echte menschliche Begegnungen. Er ist überzeugt, dass gerade Hospitality durch AI menschlicher werden kann, wenn Führung das richtig nutzt. Learnings: • Technologie sollte Kapazität für Menschlichkeit freischalten. • Angst vor AI blockiert Potenziale, die dem Team helfen könnten. • Zukunftsfähige Betriebe kombinieren digitale Effizienz mit analoger Nähe.

# 47 I Julius Wiesenhütter über die Magie des Gründens, kulinarische Produktentwicklung und weshalb er sich lieber für mehr Soße entscheidet als zu wenig
08.12.2025 | 54 Min.
Als früherer Managing Director bei Foodora und Caterwings hat Julius die Delivery-Welt von Beginn an miterlebt und mitgestaltet. Mit getvoila baut er heute eine Plattform, die High-End-Küche zuhause erlebbar macht und Restaurants neue Umsatzkanäle eröffnet. Im Restaurant Hero Podcast spricht er über datengetriebene Produktentwicklung, kulinarische Qualität im Versand, Unternehmertum und die Zukunft der Gastronomie zwischen Retail, Tech und Omnichannel. Gelernt von Julius 1. Vom BWLer zum Foodtech-Gründer Julius hatte zunächst keine persönliche Verbindung zur Gastronomie. Der Einstieg über ein Praktikum bei Foodora wurde zum Wendepunkt. Dort lernte er die Branche kennen, begleitete die Expansion, launchte Städte und führte schließlich Teams als Managing Director. Learnings: • Karrierewege entstehen oft aus Zufällen, nicht aus Plänen. • Geschwindigkeit und Verantwortung wachsen im Startup proportional zueinander. • Wer Gastronomie einmal wirklich erlebt, bleibt der Branche oft emotional verbunden. 2. Zielgruppenverständnis als Kernkompetenz Was Julius bei Foodora am meisten lernte: Gastronomie ist keine homogene Branche. Vom emotionalen Pizzabäcker bis zur systematischen Unternehmensführung muss man sich auf völlig unterschiedliche Persönlichkeiten einstellen. Erfolg entsteht durch die Fähigkeit, beide Welten zu verstehen. Learnings: • Produktentwicklung beginnt immer beim Menschen, nicht beim Tool. • Vertrauen entsteht, wenn Daten echten Mehrwert bieten. • Die Vielfalt der Branche ist eine Stärke, kein Problem. 3. Die Idee zu getvoila: Zugang zu gutem Essen demokratisieren Während der Pandemie wurde Julius bewusst, wie limitiert der Zugang zu hochwertigem Essen außerhalb urbaner Zentren ist. Die Idee: Signature-Gerichte aus Spitzenrestaurants für ganz Deutschland verfügbar machen. Learnings: • Innovation entsteht oft dort, wo Angebot und Nachfrage weit auseinanderliegen. • Convenience bedeutet nicht Qualitätsverlust, sondern Reichweitenausbau. • Versandfähige Küche ist ein eigenes Handwerk, keine Kopie des Restaurants. 4. Kulinarische Produktentwicklung im Versand getvoila testet Gerichte, analysiert Feedback und arbeitet eng mit Köchinnen und Köchen zusammen. Entscheidend ist nicht die perfekte Authentizität, sondern der perfekte Geschmack für die Zielgruppe. Beispiel: Das berühmte Butter Chicken, das zu einem Bestseller wurde, weil es vertraut wirkt und zugleich besser schmeckt als die Version aus vielen Lieferdiensten. Learnings: • Smarte Produktentwicklung heißt, Erwartungen der Zielgruppe präzise zu treffen. • Höchste Qualität entsteht durch iterative Prozesse, nicht durch einmalige Entscheidungen. • Kleine Details wie Soßenmenge, Toppings und Verpackung bestimmen das Kundenerlebnis. 5. Daten als Entscheidungsgrundlage GetVoila wertet aus, wo Menschen bestellen, welche Menüs performen, wann Nachfrage entsteht und welche Gerichte hohe Weiterempfehlungsraten erzielen. Spannend: Menschen bestellen besonders gerne regionales Essen aus anderen Regionen Deutschlands. Nähe ist kein Kaufargument, Exotik dagegen schon. Learnings: • Daten geben Hinweise, Emotionen entscheiden. • Regionale Spezialitäten funktionieren überregional oft besser als lokal. • Feedback von vielen zählt, nicht die Meinung eines Einzelnen. 6. Unternehmertum zwischen Risiko und Leidenschaft Julius beschreibt Gründen als ständiges Auf und Ab. Er liebt es, weil jeder Tag Einfluss hat und weil Neugier ihn antreibt. Rückblickend würde er weniger schnell wachsen, weniger einstellen und früher profitabler denken. Learnings: • Drei Eigenschaften prägen erfolgreiche Gründerinnen und Gründer: Unzufriedenheit mit dem Status quo, Umgang mit Menschen, echte Begeisterung für das Thema. • Fehler entstehen in jedem Unternehmen; entscheidend ist die Fähigkeit, daraus Produktverbesserungen abzuleiten. • Wachstum ist kein Wert an sich, relevanter ist nachhaltiger Impact. 7. Die Zukunft der Gastronomie ist Omnichannel Für Julius wird die Gastronomie der Zukunft radikal klarer in der Positionierung: entweder schnelle Convenience oder bewusstes Sitzen und Erleben. Dazwischen wird wenig Bestand haben. Gleichzeitig wird Retail eine zentrale Rolle spielen – Marken wollen überall konsumierbar sein. Learnings: • Restaurants brauchen klare Formate und starke Kanten. • Retail und Delivery werden zu strategischen Ergänzungen, nicht zu Nebenkanälen. • Langfristige Trends wie Korean Food sind relevanter als kurzfristige Social-Media-Hypes. 8. Technologie als Hebel, nicht als Ersatz für Kultur GetVoila nutzt AI und Automatisierung für Service, Warehouse und Bestellprozesse, aber nie stumpf. Julius betont, dass der Schlüssel darin liegt zu verstehen, was man automatisieren kann – und was nicht. Learnings: • Technologie unterstützt Menschen, ersetzt sie aber nicht. • Automatisierung schafft Raum für Qualität. • Unternehmen, die Tech nicht nutzen, verlieren Geschwindigkeit und Chancen. Fazit: Kulinarik neu gedacht Julius zeigt, wie moderne Gastronomie funktionieren kann, wenn man Daten, Kreativität, Gästeverständnis und Unternehmertum intelligent verbindet. getvoila übersetzt Spitzenküche in ein skalierbares, digitales Erlebnis ohne den Kern der Gastronomie zu verlieren. Seine Geschichte zeigt, wie sich Foodtech und klassische Küche gegenseitig befruchten können und warum die Zukunft der Branche hybrid, vernetzt und mutig sein wird.

# 46 I Nikolas Niebuhr über Expansion, Latte Art und wie ein Lächeln die Gast Experience grundlegend verändern kann
01.12.2025 | 52 Min.
Nikolas Niebuhr ist CEO von Espresso House Deutschland, einer skandinavischen Coffee-Shop-Marke, die er in wenigen Jahren vom Newcomer zu einer relevanten europäischen Coffee-Culture-Instanz entwickelt hat. Sein Weg führte ihn über das klassische Bäckereiwesen in Vertrieb, Expansion und Franchise, bis er schließlich die Geschäfte eines Unternehmens übernahm, das heute als Gegenpol zu US-Ketten eine eigene Handschrift setzt. Im Restaurant Hero Podcast spricht er über Leadership, Kultur, Standorte, Produktidentität und die Kunst, eine Marke zu führen, die mehr sein will als ein Coffee Shop. Gelernt von Nikolas 1. Einstieg über Umwege Nikolas beschreibt sich selbst als „den einzigen Bäcker, der nicht backen kann“. Sein Weg zu Espresso House begann im Vertrieb, bevor er in Schweden von null an das Kaffeehandwerk lernte: Shop, Maschine, Reinigung, Latte Art. Nähe zum Produkt wurde zur Basis seiner Führungsarbeit. Learnings: • Handwerk ist die Grundlage jeder Glaubwürdigkeit • Karrierewege müssen nicht linear sein • Wer das Produkt versteht, trifft bessere Entscheidungen 2. Mitarbeiter im Mittelpunkt Der größte Unterschied zwischen deutscher und skandinavischer Arbeitskultur ist für ihn eindeutig: gelebte Wertschätzung. Sein prägendster Satz: „Du bist nur authentisch, wenn du es zeigst.“ Learnings: • Mitarbeiterorientierung ist Unternehmensstrategie • Vertrauen erzeugt Leistung • Kultur entsteht im Alltag, nicht auf Folien 3. Kulturwandel als Entscheidung Der Wechsel vom hierarchischen Bäckereisystem zu Espresso House war ein kultureller Neustart. Nicht alle gingen diesen Weg mit, war aber notwendig, um eine neue Kultur zu verankern. Learnings: • Kulturwandel braucht Konsequenz • Nicht jeder bleibt Teil der Reise • Werte entscheiden über Zugehörigkeit 4. Leadership als People Business Führungskräfte rekrutiert er nach Haltung, nicht nach Lebenslauf. Erfahrung kann man lernen, Empathie nicht. Learnings: • Gute Führung beginnt bei echter Nähe zu Menschen • Haltung schlägt Skillset • Führung wird an Verhalten gemessen, nicht an Titeln 5. Produktentwicklung zwischen Trend und Identität Pumpkin Spice Latte und Co. haben ihren Platz, aber nicht auf Kosten der Markenidentität. Trends ja, aber ohne Opportunismus. Learnings: • Innovation muss zum Markenkern passen • Kontinuität schafft Vertrauen • Gäste spüren, wenn eine Marke zu sich steht 6. Expansion als Erfahrung Standortsuche ist keine Excel-Formel. Sie basiert auf Gefühl, Frequenz, Erfahrung und der Frage, ob Marke und Quartier zusammenpassen. Learnings: • Standortqualität erkennt man vor Ort, nicht auf dem Papier • Ein guter Shop Manager macht bis zu 30 % Umsatzunterschied • Wachstum funktioniert nur mit den richtigen Menschen 7. Die Kennzahlen, die wirklich zählen Für Nikolas ist eines klar: „Umsatz, Umsatz, Umsatz.“ Dazu kommen Effizienz pro Stunde, Personalkosten, Krankenstand, Wareneinsatz, einfache, klare, ehrliche KPIs. Learnings: • Performance basiert auf wenigen, aber konsequenten Zahlen • Effizienz pro Stunde ist ein Schlüsselindikator • Transparente KPIs ermöglichen bessere Teams 8. Gastlichkeit als Unterscheidungsmerkmal Für ihn beginnt Gastfreundschaft im Blickkontakt. Wenn ein Gast registriert wird und ein Lächeln bekommt, ist bereits ein großer Unterschied getan. Learnings: • Atmosphäre schlägt Perfektion • Der erste Moment entscheidet über Wiederkehr • Gastfreundschaft ist immer persönlich 9. Familie als Anker Sein Ausgleich liegt nicht im Yoga, sondern in seinen vier Kindern. Sie geben ihm Perspektive, Ruhe und Erdung. Learnings: • Zufriedenheit ist nachhaltiger als Erfolg • Familie relativiert operative Herausforderungen • Balance entsteht nicht durch Zeit, sondern durch Haltung Fazit: Coffee Leadership mit Kultur Nikolas Niebuhr steht für eine moderne Form von Leadership, die menschlich, klar und produktfokussiert ist. Sein Weg zeigt, wie man eine Marke führt, die wirtschaftlich stark sein will, ohne dabei die Menschen aus dem Blick zu verlieren. Espresso House ist für Nikolas ein kulturelles Versprechen: gute Produkte, echte Gastfreundschaft und eine Arbeitswelt, die Menschen stärkt. Seine Geschichte zeigt, dass europäische Coffee Culture genau dort entsteht, wo Herz, Struktur und Authentizität zusammenkommen.

# 45 I Dirk Hoberg und Jerom Nicke über Heimat am Bodensee, Feedback zur Musik und wie gute Kommunikation funktioniert
19.11.2025 | 44 Min.
Dirk Hoberg und Jerom Nicke: Exzellenz am Bodensee Dirk Hoberg ist seit 2010 Küchenchef im Restaurant Ophelia in Konstanz. Gemeinsam mit Sommelier Jerom Nicke führt er eines der renommiertesten Fine-Dining-Restaurants am Bodensee. Zwei Michelin-Sterne, eine ruhige, präzise Küche und eine Gastgeberkultur, die von Haltung und gegenseitigem Vertrauen lebt. Im Restaurant Hero Podcast sprechen die beiden über Zusammenarbeit, Führung, Kritik als Chance und die Kunst, Spitzenleistung leise zu denken. Gelernt von Dirk und Jerom: 1. Regionale Wurzeln mit Weltoffenheit Dirk beschreibt seine Küche als regional verwurzelt und gleichzeitig offen für internationale Impulse. Produkte von der Reichenau, Safran vom Bodensee und Fleisch aus der Region bilden das Rückgrat. Ergänzt wird, was geschmacklich wirklich Sinn ergibt. „Regionalität darf nie dogmatisch sein. Entscheidend ist, dass es schmeckt.“ Learnings: • Region ist Orientierung, kein Dogma • Partnerschaft mit Produzenten schafft Qualität • Balance macht eine Küche glaubwürdig 2. Zusammenarbeit als Herzstück Jerom bringt es auf den Punkt: „Das Wichtigste ist, dass alle ihren eigenen Sinn einbringen können.“ Die Ophelia arbeitet als eingespieltes Team, leise, aufmerksam und mit Respekt. „Wir sind ein Team, ein System. Jeder soll sich in der Ophelia wiederfinden.“ Learnings: • Zusammenarbeit entsteht durch echte Beteiligung • Leise Führung schafft Vertrauen • Teams wachsen durch Verantwortung 3. Führung mit Ruhe und Klarheit „Im Service wird nicht diskutiert.“ Dirk gibt Feedback nie während des Betriebs. Kritik kommt am nächsten Tag, klar und ohne Emotion. Jerom ergänzt: „Ich bin heute ruhiger als früher. Man muss nicht auf jede Situation sofort reagieren.“ Learnings: • Fehler brauchen Abstand, um produktiv zu sein • Der richtige Zeitpunkt macht Kommunikation respektvoll • Autorität entsteht durch Präsenz, nicht Lautstärke 4. Gastgeberkultur als Haltung „Ich will, dass jeder Gast das Gefühl hat, bei uns im Wohnzimmer zu sein.“ Jerom sieht Gastfreundschaft als warm, ehrlich und ungekünstelt. Persönlichkeit ist willkommen, solange die Haltung stimmt. „Ein Lächeln ist keine Regel, sondern selbstverständlich.“ Learnings: • Echtheit wirkt stärker als Perfektion • Gäste spüren Haltung sofort • Gastfreundschaft entsteht aus Aufmerksamkeit 5. Rekrutierung und Vertrauen Neue Mitarbeitende bekommen in der Ophelia Zeit. „Drei Monate braucht jeder, um anzukommen“, sagt Dirk. Fehler gehören dazu, solange der Wille zum Lernen da ist. „Mir ist wichtiger, dass jemand zuhört und verstehen will, als dass er alles weiß.“ Learnings: • Gute Führung gibt Raum zum Wachsen • Fehler sind Teil des Ankommens • Geduld baut Vertrauen auf 6. Kritik als Chance Dirk sieht Beschwerden als wertvolle Ressource. „Wenn ein Gast etwas sagt, hat er lange darüber nachgedacht. Dann verdient das unsere volle Aufmerksamkeit.“ Learnings: • Kritik ist Wertschätzung • Lösungen sind wichtiger als Erklärungen • Humor kann Spannung lösen, ohne Respekt zu verlieren 7. Freundschaft als Fundament Dirk und Jerom arbeiten bereits viele Jahre zusammen. Unterschiedliche Charaktere, gleiche Werte und Vertrauen in die Stärke des anderen. „Wir wissen, wann der andere recht hat.“ Learnings: • Langjährige Zusammenarbeit schafft Stabilität • Vertrauen ersetzt viele Regeln • Loyalität über Egos hinaus trägt ein Restaurant 8. Exzellenz als täglicher Anspruch „Sobald das Licht gedimmt wird, beginnt unsere Vorstellung.“ Für Dirk und Jerom ist jedes Dinner eine Premiere. Stimmung oder Müdigkeit spielen keine Rolle. „Jeder Gast verdient 100 Prozent.“ Learnings: • Exzellenz zeigt sich in der täglichen Wiederholung • Professionalität ist unsichtbar, wenn sie gut ist • Beständigkeit ist das stille Geheimnis der Spitzenküche Fazit: Dirk Hoberg und Jerom Nicke zeigen, wie Spitzenleistung funktioniert, wenn sie auf Vertrauen, Ruhe und einem gemeinsamen Verständnis von Qualität basiert. Die Ophelia ist ein Ort der Klarheit, der Persönlichkeit und der stillen Perfektion, getragen von zwei Menschen, die Exzellenz leben.



Restaurant Hero